Ein Viertel der Kopf-Hals-Tumor-Patienten hat bereits vor der Therapie ein Risiko für Mangelernährung. Das ist das Ergebnis einer Studie, bei der Forscher die prätherapeutische systematische Erfassung des Ernährungszustands analysierten.
Bei insgesamt 102 Kopf-Hals-Tumor-Patienten erfolgte die prätherapeutische Untersuchung des Ernährungszustands via Body-Mass-Index (BMI) sowie des Risikos für Mangelernährung via „Nutritional Risk Screening“ (NRS). An möglichen Einflussfaktoren wurden Tumorstadium, -lokalisation, Patientenalter, -geschlecht und das Bestehen einer oropharyngealen Dysphagie, identifiziert über Flexible Endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES), analysiert. Es zeigte sich, dass eine Mangel- und Unterernährung ‒ mit BMI erfasst ‒ bei 6 % der Patienten bereits prätherapeutisch bestand. Das Risiko einer Mangelernährung betrug laut NRS 27 %, unter einer oropharyngealen Dysphagie litten 15 % der Patienten. Nur das Vorliegen einer oropharyngealen Dysphagie erwies sich in der linearen Regression als signifikanter Einflussfaktor auf das Risiko einer Mangelernährung (β=0,380/3,776; p<0,001).
Um dieses bereits prätherapeutisch vorhandene hohe Risiko einer Mangelernährung bei einem Viertel der Kopf-Hals-Tumor-Patienten frühzeitig zu erkennen und um bereits zu Beginn der onkologischen Therapie Maßnahmen zur ihrer Vermeidung einzuleiten, empfehlen die Autoren unter anderem die Untersuchung des Schluckvermögens sowie das systematische Screening auf Mangelernährung via NRS. Weitere auch hinsichtlich Screenings zielführende, aber im klinischen Alltag wenig berücksichtigte Hinweise finden sich in der S3-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Onkologie“ (2015, AWMF-Register-Nr. 073/006).
Lehner U et al., Laryngorhinootologie 2022 May 2; DOI 10.1055/a-1823-1143, PMID 35500596