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Digitales Angebot

116117: Chatbot hilft Patienten bei Ersteinschätzung

Seit dem 7. Dezember 2021 bietet die Webseite www.116117.de einen neuen digitalen Service: Das „Patienten-Navi online“ unterstützt hilfesuchende Patienten dabei, medizinische Beschwerden schnell, sicher und fundiert selbst ersteinzuschätzen. Wer wissen will, ob die beobachteten Symptome eine dringliche Behandlung erfordern und dazu ein angemessenes Versorgungsangebot sucht, kann dafür das „Patienten-Navi online“ nutzen. Der digitale Chatbot macht auch Ärzten deutlich, wie weit die Digitalisierung des Gesundheitswesens jenseits der „offiziellen“ Wunschlisten z.B. der gematik fortgeschritten ist, und welche beeindruckenden Unterstützungsmöglichkeiten bei der Patientenversorgung möglich sind.

In leicht verständlicher Sprache stellt der digitale Gesprächsassistent (Chatbot) den Nutzenden strukturiert eine Reihe von Fragen zum Beschwerdebild und bietet verschiedene Antwortmöglichkeiten an. Die Software prüft dann, ob bestimmte Warnhinweise auf möglicherweise gefährliche Verläufe vorliegen. Im Ergebnis erhält der Nutzende eine Empfehlung zur Dringlichkeit und zum weiteren Vorgehen, sofern ein Versorgungsangebot gesucht wird.

In der ersten Implementierungsphase werden alle Anwendenden nach der digitalen Selbsteinschätzung gebeten, eine abschließende telefonische Beratung durch eine Fachperson über die Servicenummer 116117 einzuholen. In vier Pilotregionen können die Anwendenden den Disponierenden in den Servicestellen anhand einer PIN Einblick in das Assessment geben, um die Beratung zu beschleunigen. Bislang gibt es vier Pilotregionen: Baden-Württemberg, Bremen, Nordrhein (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) und Sachsen-Anhalt. Das digitale Angebot selbst kann über die Webseite www.116117.de der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bundesweit genutzt werden, eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.

„Das ‚Patienten-Navi online‘ prüft systematisch alle Warnzeichen für gefährliche Krankheitsverläufe und soll Hilfesuchenden dadurch schnell Sicherheit geben. Gefährliche Verläufe sind eher selten. Wer demnach keine Empfehlung für einen dringlichen Arzttermin erhält, kann beruhigt sein. Sollten Warnzeichen entdeckt werden, empfehlen wir zunächst die unverzügliche Kontaktaufnahme mit der Servicenummer 116117, die dann gegebenenfalls weitere Schritte veranlasst. Diese telefonische Unterstützung schafft zusätzliche Sicherheit während der Einführungsphase“, so der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik Graf von Stillfried.

„Unser neues digitales Selbsteinschätzungstool ergänzt die telefonische Beratung über die Servicenummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes passgenau. Wir kommen damit den Lebens- und Anwendungsgewohnheiten hilfesuchender Menschen ein großes Stück entgegen. Das evidenzbasierte Verfahren ermöglicht rund um die Uhr eine sichere Orientierung zur Dringlichkeit einer Behandlung und dazu, welche nächsten Schritte unternommen werden sollen. Das ‚Patienten-Navi online‘ soll ein zentraler Baustein im Programm der Kassenärztlichen Vereinigungen werden, um die Akutversorgung aller Versicherten in hoher Qualität abzusichern. Ziel ist es, die knappe ärztliche Arbeitszeit in Praxen und Kliniken effizient einzusetzen. Künftig sollen weitergehende digitale Angebote wie z.B. Terminbuchung oder Telesprechstunde ergänzt werden“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen.

Das „Patienten-Navi online“ rückt die Weiterentwicklung einer Software in die Sichtbarkeit, die bereits von den Kassenärztlichen Vereinigungen zur Unterstützung geschulter Fachkräfte bei der strukturierten Ersteinschätzung eingesetzt wird, wenn sich Anrufende mit akuten gesundheitlichen Beschwerden unter der Servicenummer 116117 melden. Die Software „Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland“ (SmED, smed.health) basiert auf einer Entwicklung aus der Schweiz und wurde vom Zi für Deutschland adaptiert. Es wird keine Diagnose gestellt, sondern eine Empfehlung zum Zeitpunkt abgegeben, zu dem eine ärztliche Versorgung stattfinden sollte (sofort, schnellstmöglich, binnen 24 Stunden oder in den nächsten Tagen) und welche Versorgungsebene grundsätzlich angemessen wäre (Rettungsdienst, Notaufnahme, Arztpraxis oder Bereitschaftspraxis).

Natürlich soll der Ausbau des digitalen Angebots künftig dazu beitragen, die Fachkräfte der Servicenummer 116117 zu entlasten und Wartezeiten für Anrufende zu minimieren. Perspektivisch werden die Hilfesuchenden, die keine weitergehende persönliche Beratung benötigen, auf Grundlage der Empfehlung, dem Standort (KV-Region), dem Tag und der Uhrzeit direkt zu einem digitalen ambulanten Versorgungsangebot geführt. Eine Ausnahme bildet stets die Empfehlung „Notfall“. Kommt der Algorithmus zu diesem Ergebnis, wird die weitere Befragung abgebrochen und der Nutzende dazu aufgefordert, unverzüglich die 112 anzurufen.

Wer Anfang der 90er-Jahre noch die ersten Gehversuche solcher Diagnose- und Beratungsunterstützungsversuche kennengelernt hat ‒ z.B. das „Medizinische Informationssystem Schattauer“ oder die „Thieme Diagnosis Datenbank“ ‒ wird die enormen Entwicklungsschritte nachvollziehen können, die seither gegangen worden sind und die medizinische Chatbots bei qualifizierter, höchstwertiger Schulung tatsächlich alltagstauglich gemacht haben. Ein eigener Testlauf in der Mittagspause sollte auf jeden Fall mal möglich sein.

Pressemitteilung Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi), Dezember 2021

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