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Cochrane-Review

OP bei Oberarmkopffraktur ohne Vorteil

15.7.2022

Bei proximaler Humerusfraktur (Oberarmkopffraktur) hat eine Operation keinen Vorteil gegenüber der konservativen Behandlung mit Ruhigstellen und anschließender Physiotherapie, zeigt jetzt ein aktueller Cochrane-Review bei guter Evidenzlage.

Der schulternahe Bruch des Oberarmknochens (proximale Humerusfraktur oder Oberarmkopffraktur) gehört zu den häufigsten Knochenbrüchen überhaupt (4-6% aller Knochenbrüche). Betroffen sind vor allem Menschen über 60 Jahren und unter diesen vor allem Frauen. Mit etwas Glück verschieben sich die Teile des gebrochenen Knochens nur geringfügig und der Bruch lässt sich konservativ behandeln, also allein durch Ruhigstellen mithilfe eines speziellen Verbandes. Stärker dislozierte Brüche werden jedoch häufig operiert. Dabei bringt man die gebrochenen Knochen beispielsweise mit Hilfe von Schrauben und Metallplatten wieder in die korrekte Position.

Der kürzlich aktualisierter Cochrane-Review fasst die Evidenz aus 47 Studien mit mehr als 3.000 Patienten zu verschiedenen Therapieansätzen für unterschiedliche Typen von proximalen Humerusfrakturen zusammen. Das wohl wichtigstes Ergebnis: Auch für stärker dislozierte klassische Oberarmkopffrakturen zeigt die Evidenz keinen Vorteil einer Operation gegenüber einer konservativen Behandlung. Wohl aber zeigen sich Hinweise, dass ein einmal operierter Bruch mit höherer Wahrscheinlichkeit Folgeoperationen nach sich zieht. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für diese Ergebnisse bewerteten die Autoren mit moderat bis hoch.

Es bleibt eine Einzelfallentscheidung

Für andere Fragen des Reviews erwies sich die Evidenz dagegen als wenig zuverlässig. So fanden die Autoren kaum Studien für die Frage, welche OP-Methode die beste ist, oder ob Operation und konservative Behandlung auch bei selteneren Bruchtypen des Oberarmkopfes ebenbürtig sind. Unklar bleibt auch, wie eine frühe Mobilisierung des gebrochenen Armes schon in der ersten Woche im Vergleich zu einer längeren Ruhigstellung von zwei bis drei Wochen abschneidet.

Der Review unterstützt die Einschätzung vieler Fachleute, dass Oberarmkopfbrüche in Deutschland zu oft unnötig operiert werden. Allerdings ist jeder Bruch unterschiedlich. Im Einzelfall kann eine OP daher auch weiterhin sinnvoll sein. Der Review liefert nun aber eine umfassende, aktuelle und zuverlässige Evidenzgrundlagen für die Entscheidung von Patienten und Ärzte.

Pressemitteilung Cochrane Deutschland, Juli 2022
Handoll HH et al.; Cochrane Database Syst Rev. 2022 Jun 21;6(6):CD000434 (DOI 10.1002/14651858.CD000434.pub5).

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