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Adipositas

Depressive Symptome nach Übergewichts-OP

20.6.2025

Eine jetzt von einer Gruppe aus Australien und Neu-Seeland vorgelegte systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse untersuchte depressive Symptome bei Patientinnen und Patienten nach bariatrischen Operationen im Kurz-, Mittel- und Langzeitverlauf. Analysiert wurden 82 Studien mit insgesamt 13 146 Personen, die mittels standardisierter Selbstberichtsinstrumente wie dem Beck Depression Inventory (BDI) oder der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) vor und nach operativen Eingriffen untersucht wurden.

Es zeigte sich, dass bariatrische Chirurgie nicht nur positive somatische Effekte, sondern auch komplexe neuropsychologische Konsequenzen hat. Neben der signifikant häufigen Besserung depressiver Symptome, können solche aber auch de novo auftreten oder sich verschlechtern.

Die Mehrheit der Betroffenen zeigte nach der Operation eine signifikante Reduktion depressiver Symptome. Die stärkste Verbesserung wurde im Kurzzeitverlauf (0-4 Monate) beobachtet, blieb aber auch im Mittel- (5-12 Monate) und Langzeitverlauf (>12 Monate) erhalten. Restriktive Verfahren wie die laparoskopische Magenbandanlage (AGB) wiesen tendenziell stabilere Verläufe auf als malabsorptive Techniken wie Roux-en-Y-Magenbypass (RYGB) oder biliopankreatische Diversion (BPD/DS), die mit stärkeren neurohormonellen Veränderungen assoziiert sind. Sleeve-Gastrektomie (SG) zeigte intermediäre Ergebnisse, lag aber in Bezug auf depressive Folgeerscheinungen näher an den Bypass-Verfahren.

Häufigkeit und Schwere postoperativer Depressionen

Trotz der positiven Gesamttendenz kam es bei ca. 15-20 % der Patientinnen und Patienten im Verlauf zu einer Verschlechterung oder einem Neuauftreten klinisch relevanter depressiver Symptome. Betroffen sind insbesondere Personen mit präoperativ bestehenden psychischen Störungen, eingeschränktem sozialen Rückhalt oder Problemen bei der Anpassung an postoperative Lebensstilveränderungen. Einige Studien berichten auch über eine erhöhte Hospitalisierungsrate aufgrund depressiver Episoden innerhalb des ersten Jahres nach OP, vor allem bei RYGB. Zusätzlich sind suizidale Gedanken und selbstverletzendes Verhalten in bariatrischen Kohorten bis zu viermal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung – mit erhöhtem Risiko insbesondere bei Bypass-Verfahren.

Mögliche Pathomechanismen

Die Arbeit beleuchtet potenzielle Ursachen für postbariatrische Depressionen, u. a. durch tiefgreifende Veränderungen der Darm-Hirn-Achse:

  • reduzierte Ghrelinspiegel (z. B. nach Sleeve-Gastrektomie und RYGB) mit möglicher depressionsfördernder Wirkung,
  • Erhöhungen von GLP-1 und CCK, die neuropsychiatrische Effekte haben können,
  • Veränderungen der Mikrobiota und Gallensäuren mit möglicher Wirkung auf Stimmungslage und Emotionsregulation,
  • beeinträchtigte Resorption psychotroper Medikamente, insbesondere bei Eingriffen mit malabsorptivem Anteil.

Die Ergebnisse unterstreichen, so die Autorengruppe, die Notwendigkeit eines strukturierten, interdisziplinären Nachsorgekonzepts für Personen nach bariatrischer Chirurgie, bestehend z. B. aus

  • psychologische Begleitung, die prä- und postoperativ verbindlich angeboten werden sollte,
  • Auswahl des chirurgischen Verfahren immer unter Berücksichtigung psychiatrischer Vorerkrankungen,
  • Überwachung und ggfs. Anpassung von Medikamentenspiegeln (v. a. bei Antidepressiva).

In jedem Fall aber ist eine individualisierte Betreuung mit Fokus auf psychische Gesundheit ist essentiell, um das Risiko postoperativer Depressionen frühzeitig zu erkennen und effektiv zu behandeln.

Hinweis: Die gültige „S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“ (AWMF-Registernr 088-001) unterstreicht zusammenfassend die Notwendigkeit einer interdisziplinären Betreuung, die sowohl somatische als auch psychische Aspekte berücksichtigt, um den langfristigen Erfolg bariatrischer Maßnahmen zu gewährleisten.

Budin AJ et al.: Depressive symptoms at short-, medium-, and long-term follow-up after bariatric surgical procedures: A systematic review and meta-analysis. Obes Rev. 2025 Apr 13:e13927 (DOI 10.1111/obr.13927).

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