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Neurologie % Psychatrie

Multiple Sklerose

Intensivtraining bei Kälte verbessert Gangbild, Fatigue, Fitness und Lebensqualität

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

Nach einer neuen Trainingsmethode im Kälteraum liefen Patienten mit moderater bis schwerer MS signifikant schneller und mit besserer Gangqualität. Der Effekt hielt auch langfristig an.

Die Multiple Sklerose ist durch akute Entzündungsepisoden im Gehirn gekennzeichnet, die bei ungefähr 80% der Betroffenen in eine progressive Neurodegeneration übergehen. Dabei spielt die mangelhafte Ernährung von Neuronen und Gliazellen eine Rolle, die chronische Aktivierung der Mikroglia und oxidative Schäden an den Mitochondrien. Aerobes Training fördert die Neuroplastizität und beeinflusst auch die neuroimmunologische Achse. Jedoch können Erkrankte aufgrund von Einschränkungen, Fatigue und Hitzeempfindlichkeit nicht gut trainieren. Kanadische Forscher untersuchten daher, ob ein 40-minütiges Intensivtraining auf dem Laufband bei 16°C, dreimal pro Woche über zehn Wochen, bei einem Expanded Disability Status von 6 bis 7 möglich ist und wie dadurch die Körperfunktionen, Reparaturvorgänge und Entzündungsprozesse beeinflusst werden.

Neuroprotektive und antientzündliche Effekte

Die überwiegend weiblichen Teilnehmer konnten das Training mit moderater bis starker Intensität (mit 40‒65% Herzfrequenzreserve) absolvieren; die Ruheherzrate blieb danach unverändert. Beim Timed 25 Food Walk Test nach zehn Wochen liefen die Teilnehmer 1,4-mal schneller als zu Beginn; beim Follow-up nach drei Monaten ging die Zahl wieder auf die Ausgangswerte zurück. Vier der acht Teilnehmer erlebten eine klinisch bedeutsame Veränderung (≥20%) nach dem Training. Trainiert wurde mit 80% der selbstgewählten Geschwindigkeit, dabei zeigte sich nach dem Training und beim Follow-up keine Veränderung. In Bezug auf die Gangqualität traten bei den Stance- und Swing-Phasen nach dem Training keine Veränderungen auf; signifikant reduziert war aber die Total-Double-Support-Phase (p=0,036). Dagegen hatte sich beim Follow-up die Dauer aller Phasen signifikant verbessert.

Auch die Fatigue wurde verbessert: Das Energielevel auf der Subskala des SF-36 Gesundheitssurveys nahm um 3,4% oder 14,3 Punkte zu, ging beim Follow-up jedoch auf die Ausgangswerte zurück. Die Fitness: Nach dem Training wurde keine Veränderung der maximalen Sauerstoffaufnahme und der maximalen Herzrate während des Maximal-Graded-Exercise-Tests (GXT) beobachtet. Die Teilnehmer erreichten jedoch während des GXT eine größere Belastung nach dem Training und beim Follow-up. Die kardiorespiratorische Reserve nahm nach dem Training signifikant zu und blieb auch beim Follow-up erhalten. Bei der Lebensqualität wurde eine klinisch bedeutsame Verbesserung in allen Bereichen des Gesundheitssurveys erreicht. Nach dem Training verbesserten sich die körperlichen Funktionen, die Schmerzen und das Gesundheitsempfinden signifikant im Vergleich zum Vorjahr. Das hielt auch zwölf Wochen nach der Intervention an. Die verbesserte Fitness war mit einer Zunahme des neuroprotektiven Brain-derived Neurotrophic Factor und einer Abnahme des proinflammatorischen Interleukin-6 verbunden. Diese Assoziation sollte weiter evaluiert werden, so die kanadischen Forscher.

Devasahayam AJ et al., BMC Neurol. 2020; 20: 33, Published online 2020 Jan 22, DOI 10.1186/s12883-020-1611-0

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