Die rasante Etablierung von Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) hat die onkologische Therapie grundlegend verändert. Gleichzeitig treten zunehmend immunvermittelte kardiovaskuläre Nebenwirkungen in den Fokus, die zwar selten, aber mit hoher Letalität verbunden sein können.
Bei der Sondersitzung zur „Cardio-Oncology“ 2025, gemeinsam von ESMO und der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) veranstaltet, wurde deutlich: Das Management dieser Risiken erfordert ein enges Zusammenspiel von Onkologie und Kardiologie.
Immunvermittelte Myokarditis bleibt die zentrale Herausforderung. Ihre Inzidenz liegt bei rund 0,7– 0,9 % nach 6 Monaten, steigt aber unter Kombinationstherapien auf über 3 %. Betroffen sind vor allem ältere Patienten und Patientinnen sowie solche mit vorbestehender Herzerkrankung. Pathophysiologisch wird eine T-Zell-vermittelte Autoimmunreaktion gegen kardiale Myosinantigene diskutiert.
Eine frühzeitige kardiovaskuläre Basisuntersuchung mit EKG und Troponinbestimmung vor Therapiebeginn ist essenziell. Sie ermöglicht die Erfassung präexistenter Herzerkrankungen und schafft Referenzwerte für die Verlaufskontrolle. Der Nutzen einer routinemäßigen Troponinüberwachung über die ersten Zyklen hinaus ist bislang unbewiesen.
Bei Verdacht auf Myokarditis sind engmaschige Labor- und Biomarker-Kontrollen (hs-Troponin, CPK, Transaminasen) entscheidend. Steigende Troponinwerte oder kardiale Symptome erfordern den sofortigen Einsatz hochdosierter Kortikosteroide. Bei unzureichendem Ansprechen oder Rezidiv („flare“) kommen Immunsuppressiva der zweiten Linie wie Mycophenolat, Abatacept oder Ruxolitinib zum Einsatz – prospektive Evidenz bleibt jedoch limitiert.
Neben inflammatorischen Komplikationen rücken auch nicht-myokarditische ICI-assoziierte Toxizitäten in den Blick: Durch Plaque-Destabilisierung kann das Risiko für ischämische Ereignisse steigen. Eine Statintherapie könnte protektiv wirken, insbesondere bei Hochrisikopersonen, bedarf aber weiterer Validierung.
Das Referententeam betonte den Bedarf an biomarker- und KI-basierten prädiktiven Strategien, um kardiale Risiken frühzeitig zu erkennen und Therapien zu personalisieren. „Die Integration von Onkologie und Kardiologie muss Schritt halten mit der therapeutischen Innovation“, resümierte Prof. James Larkin (London) – nur so lassen sich Überleben und Sicherheit der Erkrankten gleichermaßen optimieren.
Session „Navigating immunotherapy-related cardiovascular risks in cancer patients. When does oncology need a cardiologist?“