Zu beiden Erkrankungen gebe es relativ neue Leitlinien, so Prof. Dr. med. Andreas Krause (Berlin) einleitend – eine S2k-Leitlinie zur kutanen Manifestation (AWMF 013/044 – 2016/2023) und eine S3-Leitlinie zur Neuroborreliose (AWMF 030/071 – 2018/2024).
Klinische Symptomatik
Als rheumatologische Manifestationen bei früher Lyme-Borreliose nannte Krause Muskel- und Gelenkschmerzen (lokale Infektion) bzw. flüchtige Arthritiden (disseminierte Infektion). Bei später Lyme-Borreliose sind es Lyme-Arthritis, Bursitis, Tenosynovitis und Myositis. Das Achsenskelett sei nicht beteiligt. Dennoch sei eine Verwechselung mit einer Spondyloarthritis möglich, wenn thorakolumbale Segmente (Meningopolyradikulitis) befallen seien. Eine Antibiotika-refraktäre, chronische Lyme-Arthritis sei eine Seltenheit, sagte Krause.
Botschaften für die Praxis
- Bei der Diagnostik sollte die Borrelien-Serologie zielgerichtet eingesetzt, die Prä-Test-Wahrscheinlichkeit beachtet und die Ergebnisse im klinischen Kontext interpretiert werden. Es sollten keine nicht-validierten Tests verwendet werden. Zudem sollte eine isolierte IgM-Serologie nicht missinterpretiert werden. Denn bei der kutanen Lyme-Borreliose schließe ein isoliert positiver spezifischer IgM-Nachweis eine Spätmanifestation der Lyme-Borreliose bei Immunkompetenten faktisch aus.
Grundsätzlich ist es wichtig, die klinischen Manifestationen zu kennen sowie unklare Symptome nicht unkritisch einer Lyme-Borreliose zuzuordnen.
- Vor der Therapie stehe die Prävention von Zeckenstichen sowie die Suche und frühe Entfernung von Zecken. Innerhalb der ersten 72 Stunden ist eine leitliniengerechte Antibiotika-Therapie sinnvoll (1 × Doxycyclin). Eine generelle Antibiotika-Therapie sollte unterlassen werden, ebenso eine antibiotische Langzeit- oder Kombinationstherapie.
- Patienten und Patientinnen sollten über den grundsätzlich guten Verlauf aufgeklärt werden.
- Im Verlauf können klinische Verlaufsuntersuchungen geboten sein bzw. kann eine symptomatische Therapie erforderlich werden. Eine Antibiotika-refraktäre, chronische Lyme-Arthritis sollte mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (Disease-modifying anti-rheumatic drugs – DMARDs) therapiert werden. Ein „Post-Treatment Lyme Disease Syndrome“ (PTLDS) ist von residuellen Symptomen bzw. einer Defektheilung abzugrenzen. Das PTLDS stelle keine Krankheitsentität dar, trete während oder direkt nach einer antibiotisch behandelten Lyme-Borreliose auf und persistiere für mindestens 6 Monate; Häufigkeit und Ursache seien unklar, eine Erregerpersistenz bzw. Autoimmunmechanismen seien sehr unwahrscheinlich. Bei Beschwerdepersistenz sollten serologische Verlaufsuntersuchungen sowie eine zu frühe erneute Behandlung (mehr als 2 oder 3 antibiotische Therapiezyklen) unterlassen werden.
Vortrag „Neues zur Lyme-Borreliose“
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