Menschen, die mindestens 3 verordnete Antihypertonika korrekt einnehmen und deren Blutdruck dennoch außerhalb des kontrollierten Bereichs liegt, gelten als therapieresistent. Für sie ist die renale Denervation eine Option. Was von dem Verfahren zu erwarten ist.
Gemäß der Nationalen VersorgungsLeitlinie Hypertonie 2023 kann die renale Denervation (RDN) angeboten werden, wenn das individuelle Therapieziel trotz leitliniengerechter Therapie verfehlt wird. Die Leitlinie der European Society of Hypertension 2023 empfiehlt diese Option bei schlechter Medikamentenverträglichkeit oder resistenter Hypertonie trotz der Einnahme von 3 Antihypertensiva. Die European Society of Cardiology rät in ihrer Leitlinie von 2024, die RDN auch bei Menschen mit unzureichender Blutdruckeinstellung in Betracht zu ziehen, die weniger als 3 Medikamente einnehmen, aber ein hohes prognostiziertes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen tragen. In diesem Fall sollten Behandelnde und Betroffene sich gemeinsam nach einem individuellen Aufklärungsgespräch für die Durchführung einer RDN entscheiden.
Für die Anwendung der RDN solle die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) bei einem Wert > 40 ml/min/1,73m² liegen, erklärte Prof. Dr. med. Sebastian Ewen (Villingen-Schwenningen).
Ultraschalltechnik mit Schutz der Gefäßwand
Die RDN wird minimalinvasiv durchgeführt, wurde in etlichen Scheinintervention-kontrollierten Studien geprüft und ist ein schnelles, sicheres Verfahren. Sie sei sicher, mit einer Komplikationsrate unter 1 %, senke eine Hypertonie nachweislich innerhalb von 3 bis 6 Monaten und sei unabhängig von Pharmakokinetik, -dynamik, Adhärenz und Tageszeit, erklärte Dr. med. Lucas Lauder (Basel). Ein hoher Ausgangsblutdruck sei bisher der einzige Prädiktor für einen deutlichen Abfall nach der RDN und rund 80 % der Behandelten sprächen darauf an, benötigten danach meist jedoch eine antihypertensive Medikation, um den Zielwert zu erreichen [1-4].
Wie Ewen berichtete, kommt es Studien zufolge nach einer RDN zu einer dauerhaften Reduktion des systolischen und diastolischen Blutdrucks und die Zeit im Zielbereich (Time in Target Range, TTR) sei in Studien im Verlauf von 36 Monaten gestiegen. Höhere TTR-Werte seien mit einer geringeren Rate kardiovaskulärer Ereignisse verbunden gewesen [5-6].
Neben Ultraschall-Kathetern gibt es auch solche, die mit Radiofrequenz oder Neurolyse arbeiten. Die amerikanische Federal Drug Administration (FDA) hat im November 2023 als erstes Device einen Ultraschall-RDN-Katheter zugelassen. Der Katheter verteilt die Ultraschallenergie in einem vollständigen Ring 1–6 mm tief außerhalb der Nierenarterienwand und führt so zur thermischen Ablation von etwa 80 % der überaktiven Nierennerven. Die Nierenarterie wird durch in dem Ballonkatheder zirkulierendes steriles Wasser gekühlt. In der Regel würden 2–3 7-sekündige Ultraschallenergieemissionen an jeder der beiden Hauptnierenarterien durchgeführt, berichtete Ewen.
Symposium „Renale Denervation mit Ultraschall. Ein weiterer Baustein zur optimalen Hypertonietherapie“ (Veranstalter: Recor Medical Europe GmbH)