Forschung gut, präventive Strategien mangelhaft: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland nach wie vor Todesursache Nr. 1. Das muss sich ändern. Das neue Weißbuch „Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Versorgungssituation in Deutschland“ soll den Weg für eine bessere Versorgung ebnen.
In den vergangenen Jahren konnten bedeutende Fortschritte in der Diagnose und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verzeichnet werden. Dennoch nimmt die Lebenserwartung nicht weiter zu, zeigte Prof. Dr. med. Stephan Baldus (Köln) auf. Mit 33,9 % nehmen Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Spitzenposition unter den Todesursachen in Deutschland ein. Dennoch ist innerhalb der Bevölkerung die Sorge vor einer möglichen Erkrankung eher gering, so der Experte. Entsprechend vernachlässigt werden beispielsweise die Prävention und das Therapiemanagement. Doch genau dort muss sich etwas ändern, um Krankheitslast und Sterblichkeit zu senken, war sich Baldus sicher.
Früherkennungsmaßnahmen ergreifen
Einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung stellt die Veröffentlichung des Weißbuchs „Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – Versorgungssituation in Deutschland“ dar. Ein detaillierter Überblick über das Krankheitsbild ist ebenso enthalten wie Risikofaktoren, aktuelle Erkenntnisse zur Epidemiologie und Prävention sowie Möglichkeiten einer sektorenübergreifenden Versorgung. Es bildet eine fundierte Grundlage, um die Versorgungssituation zu verbessern und Lösungsansätze zu entwickeln, berichtete Hans-Holger Bleß (Berlin). Ein Schwerpunkt liegt etwa in der Früherkennung, da u. a. die lange symptomfrei verlaufende Atherosklerose i. d. R. erst viel zu spät entdeckt wird. Doch von den immer deutlicher steigenden Kosten im Gesundheitswesen werden lediglich 0,94 % für Früherkennungsmaßnahmen aufgerufen. Auch die steigende Prävalenz von Risikofaktoren ist ein Thema, das bei der Entwicklung von Handlungsempfehlungen berücksichtig werden muss. Dafür sollten Risikogruppen gezielt angesprochen werden, so der Versorgungsexperte.
Denn eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der häufig zugrunde liegenden Inflammation kann die Entwicklung und das Fortschreiten kardiovaskulärer Erkrankungen aufhalten, ergänzte Prof. Dr. med. Ulrich Laufs (Leipzig). Studien zeigen, dass antiinflammatorische Ansätze kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren und einen klinischen Nutzen bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen können.
Sektorenübergreifend agieren
Darüber hinaus sollte eine sektorenübergreifende Versorgung adressiert werden. Dazu zählen auch Patientenvertretungen. Denn Betroffene nehmen Versorgungswege anders wahr und detektieren bestehende Lücken schneller als Haus- oder Fachärzte, erklärte Jens Näumann (Berlin) von der Initiative Herzklappe e. V. Die 4 Experten waren sich einig, dass langfristig nur etwas geändert werden kann, wenn alle Beteiligten (Erkrankte, Behandelnde, Vertretungen der Krankenkassen sowie der Politik) an einem Strang ziehen. Nur so lässt sich der hohe ungedeckte Bedarf an Prävention und Therapie effektiv adressieren und optimieren.
Pressekonferenz „Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Neues Weißbuch zeigt klaren Handlungsbedarf“ (Veranstalter: Novo Nordisk Pharma GmbH)