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Kongress-Ticker

21. Fachtagung DERM

Neuigkeiten in der Dermatologie

Dr. med. Christine Adderson-Kisser

11.4.2023

Entzündungen im Lidbereich +++ Acne tarda +++ Narbenprävention mit Silikongel +++ Hilfe bei sensibler Haut +++ Aktinische Cheilitis

Entzündungen im Lidbereich

Liderkrankungen können die Liddrüsen (Hordeolum, Chalazion), die Lidkanten (Blepharitis squamosa) sowie die Haut der Augenlider (atopische Dermatitis, Rosazea, allergisches Kontaktekzem) betreffen. „Lidkantenhygiene und Augenlidpflege sind die ­Basis aller therapeutischen Ansätze, v. a. bei chronischen Lidentzündungen“, so Dr. med. Eva-Maria Oppel (München). Periokuläre Ekzeme sind ein häufiger Befund und in 54 % der Fälle allergische, in 25 % atopische und in 9 % irritative Kontaktekzeme.

Allergische Kontaktekzeme werden zu 44 % durch direkten Kontakt (Kosmetika, Kontaktlinsenflüssigkeit) und zu 11 % aerogen verursacht, häufig bei atopisch Prädisponierten. Ektope Ekzeme sind oft auf Shampoo oder Rasierschaum zurückzuführen. Diagnostischer Goldstandard ist der Epikutantest. „In den DKG-Standard-Testblöcken sind zwar bereits viele relevante Alltags-Antigene enthalten, 10 % der Auslöser sind aber patienteneigene Substanzen – und die darf man laut AMG § 13 Absatz 1 nur testen, wenn man sich zuvor eine Erlaubnis bei der zuständigen Behörde eingeholt hat“, so Oppel. Therapeutisch steht das Meiden der Auslöser im Vordergrund und eine Basispflege mit Wasser-in-Öl-Formulie­rungen. Antiinflammatorisch können Schwarztee-­Umschläge eingesetzt werden, außerdem topische Calcineurin-Inhibitoren (Tacrolimus, Pimecrolimus). Bei Kortikosteroiden gilt eher Zurückhaltung.

„Entzündliche Erkrankungen im Lidbereich – Klinik und Therapie“ von Dr. med. Eva-Maria Oppel

Acne tarda

„Unter der Acne tarda leiden in Deutschland mit knapp 900 000 Betroffenen fast ebenso viele Menschen wie unter der Acne vulgaris“, erklärte Prof. Dr. med. Matthias Augustin (Hamburg). „Während aber Patienten mit Acne vulgaris überwiegend vom Dermatologen behandelt werden, gefolgt vom Hausarzt, ist es bei Patienten mit Acne tarda umgekehrt – was letztlich die Unterschiede in den Versorgungsgewohnheiten im Umgang mit Akne-Patienten erklärt.“

Dermatologen verschreiben laut Krankenkassendaten der DAK am häufigsten Retinoide, v. a. Adapalen, auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie Benzoylperoxid (BPO), während die Verschreibungen von Allgemeinärzten eher Antiinfektiva, v. a. Erythro­mycin, umfassen. Neben der Anamnese möglicher Triggerfaktoren wie Rauchen, Medikamenteneinnahme oder hormonellen Faktoren, z. B. das polyzystische Ovarialsyndrom, ist auch die Berufsanamnese wichtig. Behandelt werden sollte bei Leidensdruck nach Stadium und klinischem Bild. Erste Wahl sind topische Retinoide, z. B. Azelainsäure plus BPO, bei schweren Formen auch orales Isotretinoin.

„Aktuelle Aspekte in Diagnostik und Therapie aktinischer Keratosen“ von Prof. Dr. med. Matthias Augustin

Narbenprävention mit Silikongel

Hypertrophe Narben entstehen bei 39–68 % der Patienten nach chirurgischen Eingriffen, Keloide sind deutlich seltener. „Überschießende Narben lassen sich leichter verhindern als behandeln“, so das ­Credo von Dr. med. Felix Jacobs (Kulmbach). „Daher sollte die Narbenprävention bereits bei Entstehung der Wunde beginnen – und zwar durch Arzt und Patient.“ Auf Patientenseite hilft die mehrmals täglich durchgeführte manuelle Massage, die Hydratation, Schmerz und Juckreiz verbessert. Auf Arztseite verhindern gute Nahttechnik und Wundmanagement die Bildung hypertropher Narben, bei Risiko- und besorgten Patienten können auch Silikongele zum ­Einsatz kommen. Für diese gibt auch die deutsche S2k-Leitlinie von 2020 eine Kann-Empfehlung bezüglich Narbenprävention und Behandlung aktiver hypertropher Narben. Im Gegensatz zu topischen Narbentherapeutika mit Zwiebelextrakt und Heparin sind Silikongele zudem geruchsneutral und kaum allergisierend. „Normale Haut wird nie erreicht, das muss klar sein. Bei unzureichendem Ergebnis nach 3 bis 6 Monaten sollte die Behandlung jedoch modifiziert werden. Die S2k-Leitlinie hat 2020 weitere Möglichkeiten aufgenommen, ein Blick darauf lohnt.“

„Leitliniengerechte Narbentherapie mit Silikongel und -pflastern“ von Dr. med. Felix Jacobs

Hilfe bei sensibler Haut

Externe (UV-Strahlung, Schadstoffe) und interne ­Faktoren (Alter, Hormonveränderungen) sowie neurogene und immunologische Einflüssen tragen zum Bild der sensitiven Haut bei. Untersucht wurden nun die Effekte dermokosmetischer Formulierungen mit dem Aquaphilus dolomiae Extrakt-G3, die in ihrer Zusammensetzung die Struktur der Haut nachahmen. Dabei konnte die in vitro beobachtete Anästhetikum-ähnliche Wirkung bei Spannungsgefühl auch klinisch bestätigt werden: Hautreizungen und Rötungen wurden um > 70 %, allgemeine Beschwerden um > 90 % reduziert. Auch eine Schutzwirkung gegen Umweltschadstoffe durch Verbesserung der Hautbarrierefunktion konnte für sensibilisierte Haut nachgewiesen werden – mit nachhaltig höherer Hautfeuchtigkeit bei pH-Wert-Erhalt.

„Sensitive Skin, ein zunehmendes Syndrom und die Wirkung des Aquaphilus dolomiae Extrakt-G3“ von Prof. Dr. med. Markus Reinholz

Aktinische Cheilitis

Die aktinische Cheilitis (AC) geht in 10–30 % in ein invasives Karzinom (PEK) über, die epidermale ­Dysplasie in der Histologie stellt aber keinen zuverlässigen Marker dafür dar. Eine Therapie ist daher in jedem Fall indiziert. Unter den verschiedenen ­ablativen und topischen Verfahren, die kombiniert angewendet werden können, ist die photodynamische Tageslichttherapie (DL-PDT) eine Option – die bei AC aufgrund fehlender kompletter histologischer Abheilung allerdings bisher als nicht indiziert galt.

Aktuelle retrospektive Daten zeigten nun nach ALA-PDT eine komplette Abheilung (CR) der AC von 80 % nach 3 und 66,6 % nach 12 Monaten. In der nachfolgenden interventionellen Studie mit 20 AC-Patienten sogar eine CR von 89,5 % nach 3 und von 84,2 % nach 12 Monaten. „Die standardisierte Wirkstoffapplikation durch Anwendung von ALA-Pflastern optimiert die PDT-Wirkung, sodass die ALA-PDT eine einfache, sichere und gut tolerierte Therapieoption bei AC darstellt“, so das Resümee der Vortragenden.

„Aktinische Cheilitis und Alacare PDT – eine Erfolgs­geschichte“ von PD Dr. med. Sonja Radakovic

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