Das Scoring-System DEFASE (DEfinition of Food Allergy SEverity) soll dazu dienen, die Schwere IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien in all ihren Aspekten zu messen. Es soll künftig auch in Deutschland als Bewertungsinstrument eingesetzt werden.
An – potenziell lebensbedrohlichen – Nahrungsmittelallergien leiden rund 10 % der Allgemeinbevölkerung. Der Schweregrad definiert sich jedoch nicht allein über die Immunreaktion, sondern auch über die Vorhersage der Schwere jeder zukünftigen allergischen Reaktion sowie weiterer Parameter, erklärte Prof. Dr. med. Stefania Arasi (Rom). Ein 60-köpfiges interdiszipliäres Global-Expert-Delphi-Panel hat diese weiteren Parameter zusammengestellt [1].
Das DEFASE-Scoring-System unterscheidet 5 Schlüsseldomänen, wobei die 3 ersten klinische Parameter betreffen, die beiden folgenden Lebensqualität und Gesundheitsökonomie, dies sind konkret:
Die Bewertung der Lebensqualität bezieht Patienten und Patientinnen sowie ihre Familien ein, um die individuelle Krankheitslast zu erfassen. Hierzu gehören Angst, soziale und Ernährungsrestriktionen sowie emotionale Belastungen. Gesundheitsökonomische Aspekte erfassen beispielsweise Adrenalinverordnungen, Tests und Krankenhauseinweisungen. Beide Domänen werden mittels standardisierter Fragebögen erfasst.
Jede der 5 Domänen kann als mild, moderat oder schwer (1–3 Punkte) bewertet werden, anhand festgelegter Definitionen. Der DEFASE-Score errechnet sich dann als Summe der Punktwerte je Domäne. Ergibt sich ein Score von 5 bis 6, gilt die Nahrungsmittelallergie als mild, bei 7 bis 12 Punkten als moderat und bei mindestens 13 Punkten als schwer.
Eine neue Perspektive
Das DEFASE-Scoring-System wurde inzwischen durch den Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA) sowie die Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) als Bewertungsinstrument akzeptiert und soll künftig routinemäßig für epidemiologische und Real-Word-Evidenz-Studien eingesetzt werden.
Nach Arasis Einschätzung könnten sich über den DEFASE-Score Patienten und Patientinnen mit Nahrungsmittelallergie identifizieren lassen, die sich am besten für bestimmte Therapieoptionen eignen, beispielsweise Allergen-spezifische Immuntherapie, Biologika oder potenzielle neue Therapieansätze. Dies habe auch internationale Tragweite für die Therapieentscheidung, beispielsweise wenn Medikamente nicht verfügbar oder teuer sind. Außerdem könne sich die Entwicklung der Nahrungsmittelallergie im Verlauf der Therapie verfolgen lassen. Und schließlich könnte das System helfen, globale Daten zu harmonisieren und die Gesundheitspolitik zu unterstützen.
Vortrag „DEFASE: Severity of Food Allergy grading“