- Anzeige -
Kongress-Ticker

Allergenimmuntherapie

Zu seltene Anwendung trotz hoher Wirksamkeit und Sicherheit

Ines Schulz-Hanke

26.9.2025

Nur 15 bis 20 % der Patientinnen und Patienten, die eine Allergenimmuntherapie bekommen sollten, erhalten sie tatsächlich. Allerdings wurde das alte Konzept der Evidenz entsprechend angepasst und könnte mit künstlicher Intelligenz neue Stärken entwickeln. Ein Über- und Ausblick.

Wie Prof. Dr. med. Oliver Pfaar (Marburg) erklärte, wird die Allergenimmuntherapie (AIT) heute nach den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin und unter europäischer Regulation weiterentwickelt. Unter Anwendung der Therapieallergene-Verordnung (TAV) haben 6 643 AIT-Produkte Ende 2011 den Markt verlassen, darunter nicht zielführende oder unterdosierte Produkte. Den Rahmenvorgaben für Arzneimittel und der S2k-Leitlinie AIT zufolge sollen „in erster Linie“ zugelassene AIT-Produkte für Neueinstellungen genutzt werden. 2023 waren 84 % der AIT-Produkte zugelassen. Die Leitlinie, im Netz frei zugänglich, bietet Informationen zu AIT-Präparaten für Frühblüher- und Birkenpollen, Gräserpollen und Milben sowie Therapieinformationsblätter für die subkutane (SCIT) und die sublinguale Immuntherapie (SLIT). Die AIT-Präparate werden mit Indikation, Altersklasse und Zulassungsstatus aufgeführt und regelmäßig aktualisiert.

Evidenz der AIT-Wirksamkeit 2025

Wie wirksam eine SLIT in der Pädiatrie sein kann, zeigte kürzlich eine Phase-III-Studie bei Kindern mit moderaten Beschwerden einer Birkenpollen-bedingten allergischen Rhinitis und/oder Konjunktivitis (n = 952) [1]. Die behandelten Kinder erhielten 1 : 1 randomisiert entweder eine SLIT oder Placebo, prä- und kosaisonal. Die AIT-Therapie senkte den primären Endpunkt aus Symptombelastung und Bedarf an antiallergischer Medikation gegenüber Placebo um 21,9 % bei deutlich verbesserter Lebensqualität. Eine zweite Studie bei Erwachsenen mit Gräserpollen-Allergie belegte die Wirksamkeit einer präsaisonalen SCIT mit 6 Injektionen [2]. Bereits in der Interimsanalyse ließ sich eine Desensibilisierung feststellen. Für den primären Endpunkt aus Symptombelastung und Bedarf an antiallergischer Medikation ergab sich eine Effektstärke von 20 % gegenüber Placebo mit signifikant gestiegener Lebensqualität.

AIT-Auswahl: Ist künstlich-schlau besser?

Künstliche Intelligenz (KI) könne Patientenbetreuung und Therapiemanagement verbessern, erklärte Pfaar. Denn die Anamnese und Diagnostik ließen sich über App-basierte Fragebögen standardisieren. Darüber hinaus könnte die KI sowohl Therapieoptionen vorschlagen als auch das Monitoring der Allergenimmuntherapie übernehmen und bei kritischer Entwicklung alarmieren. Die Betaversion eines „KI-Immuntherapie-Beraters“ gebe es bereits. Der Chatbot nutze eine Datenbank, die u. a. Produkttabellen gemäß der Leitlinie, Empfehlungen des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA) und Fachinformationen enthalte, und wähle zu der Indikation passende ­Präparate aus, so Pfaar.

  1. Gappa M et al., Allergy 2025; 80: 795–806
  2. Zielen S et al., Allergy 2025; doi:10.1111/all.16491

Vortrag „Allergen-Immuntherapie 2025: Evidenz trifft Leitlinien“

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt