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Kongress-Ticker

Alpha-1-Antitrypsinmangel

Den Lungenzerfall aufhalten

3.7.2024

Eine progrediente chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bei jungen Patienten und Patientinnen? Da könnte ein genetisch bedingter Alpha-1-Antitrypsinmangel dahinterstecken. Mit einer Gen-Sequenzierung lässt sich dieser aufdecken, und mit einer Substitutionstherapie das Fortschreiten der Emphyseme bremsen.

Alpha-1-Antitrypsinmangel (AATM) gilt als seltene genetische Erkrankung. Doch die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. Denn AATM ist nur schwer zu diagnostizieren. Durch die Mutation an Position 342 (PiZZ) des Chromosoms 14q32.1 gelangt bei homozygoten Trägern der Proteinase-Inhibitor Alpha- 1-Antitrypsin (AAT) nicht ins Blut.

Ohne diesen Proteinase-Inhibitor werden die Pro­teasen der Immunzellen nicht gebremst, die v. a. in den kleinen Atemwegen Fremdeiweiße wie ­Bakterien bekämpfen. Dann überwiegt die Proteolyse, erläuterte Prof. Dr. med. Franziska Christina Trudzinski (Heidelberg). Die Folge: das Lungengewebe wird angegriffen, es kommt zu Emphysemen.

Klinisch imponiert dies wie eine COPD. Daher empfehlen die internationalen Fachgesellschaften in ihren Leitlinien das einmalige Screening aller COPD-Erkrankten auf AATM: Zunächst wird der Antitrypsin-Spiegel bestimmt. Ist dieser erniedrigt, folgt die Gen-Sequenzierung. Die entsprechenden Test-Kits können bei den spezialisierten Laboren (z. B. dem Alpha-1-Antitrypsin-Labor der Universität Marburg) bestellt werden. Die Gen-Sequenzierung ist für Praxen und Erkrankte kostenfrei.

Je nach Ergebnis kann dann abgeschätzt werden, wie hoch das Risiko für eine schwere Lungenerkrankung ist. Wobei das Risiko für homozygote Träger und Trägerinnen (PiZZ) am höchsten ist. Diesen Betroffenen sollte zusätzlich zur leitliniegerechten Behandlung auch eine Substitutionstherapie mit einem Alpha-1-Proteinase-Inhibitor angeboten werden.

Das AAT bindet an die Neutrophilen-Elastase und hemmt ihre Funktion irreversibel – die schädigenden Einflüsse auf das Lungengewebe werden erheblich verringert.

Die Deutsche Atemwegsliga und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) empfehlen eine Behandlung mit wöchentlicher intravenöser Applikation von AAT – Dosis 60 mg/kg Körpergewicht – bei Nichtrauchenden mit:

  • homozygotem oder komplex-heterozygotem, schwerem AATM mit einem Serumspiegel < 50 mg/dl (11 μmol/l) sowie einer AATM-assoziierten COPD,
  • Lungenfunktionseinschränkung mit einem Tiffeneau-Wert < 0,7 und einem postbronchodilatatorischen FEV1‑Wert ≤ 65 % vom Soll,
  • ausgeprägtem Abfall des FEV1 um > 50 ml/Jahr und einem postbronchodilatatorischen FEV1‑Wert um > 65 % vom Soll.

Die Substitutionstherapie via Infusion kann sowohl in der Praxis als auch als Heim-Infusion von den Betroffenen selbst durchgeführt werden. Für Berufstätige oder Personen mit weiten Anfahrtswegen ist das eine gute Möglichkeit, die erfahrungsgemäß bei den meisten funktioniert, so Trudzinski.

Symposium „Wege zur Diagnose und Therapie – Seltenes nicht übersehen“ (Veranstalter: CSL Behring GmbH)

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