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Kongress-Ticker

128. Kongress der DGIM

Erstes orales Medikament für gezielte Therapie bei schwerer aktiver GPA/MPA

23.5.2022

Seit Anfang 2022 steht in der EU das erste orale Medikament für die Behandlung erwachsener Patienten mit schwerer aktiver Granulomatose-Polyangiitis (GPA) oder mikroskopischer Polyangiitis (MPA) in Kombination mit einem Rituximab- oder Cyclophosphamid-Dosierungsschema zur Verfügung.

Der selektive C5aR-Antagonist Avacopan setzt am Krankheitsprozess an, ohne andere Immunreaktionen zu beeinträchtigen und trägt dazu bei, Glukokortikoide einzusparen. GPA und MPA sind die beiden Hauptformen der ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV). Dabei handelt es sich um seltene entzündliche Autoimmunerkrankungen der kleinen und mittelgroßen Blutgefäße, die durch die Bildung von antineutrophilen zytoplasmatischen Antikörpern (ANCA) charakterisiert sind. Essenziell für die bislang nur in Teilen aufgeklärte Pathogenese der AAV ist das alternative Komplementsystem und der proinflammatorisch wirkende Komplementfaktor C5a, erläuterte Prof. Dr. med. Kirsten de Groot, Medizinische Klinik III des Sana Klinikums Offenbach.

Der inflammatorische Prozess führt zu Gefäßschädigungen in nahezu allen Organsystemen und erhöht laut de Groot bei einer Nierenbeteiligung das Risiko für eine Nierenerkrankung im Endstadium und die Mortalität. Da Avacopan gezielt und selektiv gegen den C5a-Rezeptor gerichtet ist [1], kann es die proinflammatorischen Eigenschaften von C5a verringern, ohne andere Immunreaktionen zu beeinträchtigen [2]. Außerdem normalisiert sich unter der Medikation, durch die spezifische Bindung an den C5-Rezeptor, in kurzer Zeit die aufgrund der Erkrankung erhöhte Neutrophilenaktivität, sodass der Krankheitsprozess verlangsamt wird [2].  

In der internationalen Phase-III-Studie ADVOCATE wurde eine Avacopan-kombinierte Therapie bei 330 Patienten mit neu diagnostizierter oder rezidivierender ANCA-assoziierter Vakulitis gegenüber dem bisherigen Standard, einer alleinigen Glukokortikoid-Gabe (12mg/Patient/Tag) geprüft. Zugelassen waren Patienten, die entweder positiv auf PR3- oder MPO-ANCA getestet waren, eine schwere, aktive GPA oder MPA oder eine glomeruläre Filtrationsrate >15ml/min hatten. Die Auswertung ergab, dass die Patienten unter der Avacopan-kombinierten Therapie deutlich weniger Glukokortikoid benötigten. Dadurch wurden steroidassoziierte Nebenwirkungen reduziert und die Nierenfunktion signifikant verbessert. Zudem profitierten die Patienten der Avacopan-Gruppe durch eine länger anhaltende Remission (65,7% vs. 54,9% in Woche 52) und ein um 54%, d.h. signifikant, niedrigeres Rückfallrisiko (10,1% vs. 21,0%; p=0,0091) [3].

Pressetalk der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) (Veranstalter: Vifor Pharma), Wiesbaden, 02.05.2022

[1] Avacopan Fachinformation, Stand Januar 2022
[2] Bekker P et al., PLoS One 2016; 11: e0164646
[3] Jayne D et al., N Engl J Med 2021; 384: 599‒609

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