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Gynäkologie

Praxiserprobtes Kommunikationskonzept

In fünf Schritten zur Adipositastherapie

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

15.4.2023

Es kann schwierig sein, mit Patientinnen über Adipositas zu sprechen, da das Gewicht ein sensibles Thema ist. Das Programm „Rethink Obesity“ bietet einen bewährten Leitfaden für Gespräche über das Gewicht mit Patientinnen in fünf Schritten. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Punkte zusammen.

Die Vermeidung von Adipositas und ihren Folgeerkrankungen gehört aufgrund der vielen Auswirkungen auf Fertilität, Schwangerschaft und Frauengesundheit auch zu den Aufgaben einer Frauenarztpraxis. Doch wie holt man die betroffenen Patientinnen ab? Das Gewicht ist ein sensibles Thema und die Kommunikation darüber kann entsprechend schwierig sein. Ein Gesprächsleitfaden in fünf Schritten soll dabei helfen, das Gespräch erfolgreich zu beginnen und fortzuführen, um mit den Patientinnen zusammen die richtigen Behandlungsoptionen zu finden (Abb.) [1].

Schritt 1: Initiieren

Bei der Eröffnung des Gesprächs ist es zunächst wichtig, um Zustimmung zu bitten, um die Patientin nicht vor den Kopf zu stoßen. Eine bewährte Einstiegsfrage wäre: „Wäre es in Ordnung, wenn wir heute über Ihr Gewicht sprechen?“ Ohne Zustimmung drängen Sie nicht weiter, sondern bieten an, auch in Zukunft für ein Gespräch zur Verfügung zu stehen. Sobald Sie die Zustimmung haben, sollten Sie eine positive und patientenorientierte Sprache verwenden. Fragen Sie „Wie wirkt sich Ihr Gewicht auf Ihr Leben und Ihre Freizeitaktivitäten aus?“ oder „Wie wichtig ist es für Sie, an Ihrem Gewicht zu arbeiten?“ Die Antworten geben Ihnen Hinweise auf den Leidensdruck der Patientin.

Schritt 2: Diagnostizieren

BMI (Body-Mass-Index) und Taillenumfang sind wichtige Messgrößen, weil sie in die Bewertung der mit Adipositas verbundenen Gesundheitsrisiken einfließen. Verlassen Sie sich nicht auf Angaben der Patientin, sondern erheben Sie Körpergröße, Gewicht und Taillenumfang selbst. Die WHO hat ein BMI-zentriertes Klassifizierungssystem entwickelt, das klinische Strategien ermöglichen soll [2]. Auch der Taillenumfang ist ein wichtiges Maß für die Bewertung von Gesundheitsrisiken. Er sollte auf Höhe der oberen Hüftknochen bestimmt werden.

Schritt 3: Besprechen

Machen Sie klar, dass Körpergewicht von vielen Faktoren beeinflusst wird, dazu gehören Genetik, Umweltfaktoren und Hormone. Deshalb kann es für Menschen mit Adipositas schwierig sein, Gewicht zu verlieren und zu halten [3]. Ein hilfreiches Tool beim Gespräch über das Gewichtsmanagement ist die Gewichtshistorie der ­Patientin, um mögliche Auslöser für die Gewichtszunahme und bisherige Abnehmversuche zu verstehen. Erprobte Hilfsmittel zur Gesprächsführung und Patienteninformation finden Sie online [4]. Sobald Sie ein gutes Verständnis für die bisherige Gewichtsentwicklung der Patientin haben, können Sie gemeinsam Ziele festlegen. Schließlich sollten Sie realistische Termine für die Ziele festlegen. ­Jeder sollte wissen, dass die Behandlung der Adipositas ein langfristiger Prozess ist [1].

Schritt 4: Behandeln

Die Hauptziele bei der Behandlung der Adipositas bestehen darin, Komplikationen zu verhindern oder bereits bestehende zu behandeln. Die interdisziplinäre S3-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ gibt Empfehlungen für den Umgang mit Adipositas bei Patienten in verschiedenen Stadien des Gewichtsmanagements [5]. Lebensstiltherapien sind der Eckpfeiler jeder Adipositasbehandlung und sollten stets die erste Wahl sein. Sie sollten drei Komponenten umfassen: Ernährungsplan, physische Aktivität und Verhaltensänderung [5]. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, sollte die pharmakologische Behandlung als Teil einer umfassenden Strategie der Krankheitsbewältigung betrachtet werden [6]. Sie kann ab einem BMI ≥ 28 kg/m2 und zusätzlichen Risikofaktoren und/oder Komorbiditäten bzw. mit einem BMI ≥ 30 kg/m2 in Betracht gezogen werden [5].

Schritt 5: Nachsorge

Es gibt Hinweise darauf, dass häufige Konsultationen zur Gewichtserhaltung einen signifikant positiven Einfluss auf die Gewichtskontrolle haben können. Achten Sie darauf, dass Sie die drei Hauptbereiche abdecken:

  • Bewertung der Gewichtsentwicklung
  • Behandlung anpassen
  • neuen Termin vereinbaren

1 Vallis M et al., Canad Fam Physician 2013; 59: 27–31
2 WHO. Obesity: Preventing and managing the global epidemic. http://www.who.int/iris/handle/10665/42330. Stand: Februar 2023
3 NIH. Clinical Guidelines On The Identification, Evaluation, And Treatment Of Overweight And Obesity In Adults. Abrufbar unter: http://www.nhlbi.nih.gov/guidelines/obesity/ob_gdlns.pdf. Stand: Februar 2023
4 www.rethink-obesity.de
5 AWMF. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“. register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-001 (abgelaufen). Stand: Februar 2023
6 Yumuk V al., Obesity Facts 2015; 8: 402–424

Broschüre „5 Schritte bei Adipositas“. Ein Leitfaden für Gespräche über das Gewicht mit Ihren Patienten. Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz.

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