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Allgemeinmedizin

Frühsommer-Meningoenzephalitis

FSME ist ein ganzjähriges Problem

Steffen Robens

17.11.2022

Trotz deutlicher Kälte in den Herbstmonaten zieht es viele Menschen raus in die Natur. Bei der subjektiv empfundenen Kälte vergessen viele leicht, dass es auch für Zecken noch nicht zu kalt ist. Und mit ihnen bleibt die Infektionsgefahr der Frühsommer-Meningoenzephalitis bestehen.

Die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist bis zum Beginn der Frostmonate ein relevantes Thema: Erst bei einer Temperatur < 5–7 °C werden Zecken inaktiv. Solange bleiben sie eine Gefahr für Menschen, die sich oft in der Natur aufhalten. Im Jahr 2021 zählte das Robert Koch-Institut (RKI) in den Monaten Oktober und November noch 85 Fälle von FSME. Als Risikogebiete zählen fast ganz Bayern und Baden-Württemberg. Auch in Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und vereinzelt in Brandenburg werden Landkreise zu Hochrisiko-Gebieten erklärt [1]. Ebenso besteht im europäischen Ausland, etwa Österreich, Tschechien und vielen südeuropäischen Ländern ein erhöhtes Risiko für die Infektion. Die Zahl der gemeldeten Fälle schwankt jährlich zwischen 195 (2012) und 712 (2021). Die Krankheit verläuft mit zunehmendem Alter schwerer.

Die FSME verläuft in zwei Phasen: initial fällt die Infektion durch grippeartige Symptome mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und einem allgemeinen Krankheitsgefühl auf. Diese Phase wird oft nicht mit dem 10 bis 14 Tage zurückliegenden Zeckenstich in Verbindung gebracht und als Erkältung missinterpretiert. Tatsächlich verläuft die Krankheit bei 70–95 % beschwerdefrei. Die zweite Phase bleibt aus.

Der einzige Ansatzpunkt gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis liegt in der Prävention.

Nach rund 20 Tagen manifestiert sich das Sekundärstadium an den Organen. Ausschlaggebend ist die ZNS-Beteiligung, die zu Meningitis, Enzephalitis und Myelitis führen kann. Neben Fieber und heftigen Kopfschmerzen deutet ein Meningismus in Richtung der FSME-Diagnose. Schlussendlich kann es zu Bewusstseinsstörungen, Sprachstörungen, Hyperkinesien oder Konvulsionen und Paresen kommen. Besonders intensive Verläufe können bis hin zu einer Landry-Paralyse führen.

Bei der Therapie können nur die Symptome behandelt werden. Das Virus selbst kann nur über eine Immunisierung präventiv bekämpft werden. Die Grundimmunisierung erfolgt durch drei Impfungen nach 1- bis 3- und 5- bis 12-monatigem Abstand. Bei bestimmten Impfstoffen gibt es Strategien zur Schnellimmunisierung, bei der drei Dosen im Abstand von 14 Tagen verabreicht werden. Die erste Auffrischung wird nach fünf Jahren fällig. Personen über 60 Jahre sollte der Booster bereits nach drei Jahren angeboten werden. Die Impfung wird in der Regel gut vertragen und deckt oft mehrere ­Virenstämme, etwa den europäischen, sibirischen und fernöstlichen Virenstamm, ab.

Robert Koch-Institut, Epid Bull 2022; 9: 3–21

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