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Anti-Aging

Anti Aging in der gynäkologischen Praxis

Blaue Zonen und was wir von ihnen lernen können

Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk

Bekanntlich weist die menschliche Lebenserwartung eine große Spannbreite auf. In manchen Gebieten der Erde leben aber besonders viele alte Menschen bei guter Gesundheit. Was ist ihr Patentrezept?

Dieser Frage stellte sich im Jahr 2005 ein Team aus Anthropologen, Medizinern, Ökotrophologen und Historikern. Im Auftrag der Zeitschrift National Geographic erforschte das Team „Hotspots“ für langes Leben. Und siehe da: Die Menschen leben nicht dort am längsten, wo es die meisten und teuersten Anti-Aging-Kliniken gibt, sondern an ganz anderen Orten. Es gelang ihnen Regionen auf der Welt zu identifizieren, in denen ganze Bevölkerungsgruppen deutlich älter werden als der Rest der Menschheit. Man bezeichnet sie inzwischen als Blue Zones und sie sind ziemlich wild über den Globus verteilt. Die Region Barbagia auf Sardinien gehört dazu, die japanische Insel Okinawa, die Halbinsel Nicoya auf Costa Rica, Ikaria in Griechenland sowie die Gemeinde Loma Linda in Kalifornien. Was haben sie gemeinsam? Sardinien, Ikaria und Okinawa gehören eher zu den armen Regionen ihrer jeweiligen Länder. Auch Nicoya auf Costa Rica gilt nicht gerade als Wohlstandsoase. Loma Linda, 80 km östlich von Los Angeles gelegen, ist da schon deutlich reicher. Es spielt aber eine Sonderrolle. Hier befindet sich die größte Gruppe von sogenannten Adventisten des Siebten Tages. Diese religiöse Glaubensgemeinschaft legt traditionell nicht nur Wert auf das Seelenheil ihrer Mitglieder, auch dem Körper wird viel Beachtung geschenkt. Gesund zu leben ist sozusagen Teil des Adventistischen Glaubensbekenntnisses. Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie eine ausgewogene, vegetarisch geprägte Ernährung ist wichtiger Bestandteil der Lebensweise der Adventisten.

Auf Sardinien trinkt man große Mengen Rotwein – und der enthält laut chemischer Analyse auch noch besonders hohe Konzentrationen an Resveratrol, also dem berühmten Langlebigkeitsmolekül des Rotweins. Außerdem ist einer der wesentlichen Wirtschaftszweige auf Sardinien die Zucht von Ziegen. Auch hier bescheinigt die Ernährungswissenschaft der Ziegenmilch deutliche Vorteile gegenüber der Kuhmilch. Noch einmal anders sehen die Anti-Aging-Rezepte auf Okinawa aus. Auf der japanischen Insel werden neben Fisch vor allem sehr viele Algen konsumiert. Deren gesundheitlichen Nutzen entdeckten die Ernährungsmediziner mehr und mehr. Unter dem Strich kommt man aber schnell zu dem Schluss, dass es die ultimative Anti-Aging-Diät offensichtlich nicht gibt. Was für den Bauern auf Sardinien ein Jungbrunnen ist, nämlich der Rotwein, ist für den Adventisten in Loma Linda Teufelszeug. Und Algen würden wahrscheinlich beide nicht essen. Bei allen Unterschieden gibt es aber auch viele Gemeinsamkeiten. Die Hundertjährigen von Okinawa, Barbagia und Nicoya haben alle immer nur vergleichsweise wenig gegessen. Sie taten das nicht, weil es ihnen ein Anti-Aging-Doktor gesagt hat. Der Grund war sehr viel einfacher: Die Menschen waren arm. Es gab einfach nicht mehr zu essen. Und die meisten waren Bauern und haben ihr ganzes Leben lang körperlich gearbeitet. Bis ins hohe Alter.

Und last, but not least: All die 100-Jährigen verbrachten ihren Lebensabend nicht im Altersheim, sondern lebten bis zum Schluss in ihren Großfamilien und in ihrem sozialen Umfeld. Das hat zwei entscheidende Vorteile. Zum einen gibt es ihnen das Gefühl, noch gebraucht zu werden – etwa bei der Betreuung der Enkel. Zum anderen ermöglicht es ihnen einen konstanten Austausch zwischen den Generationen. Mit Vorteilen für alle. Denn wer heute als Angehöriger der Generation 60+ sein iPhone optimal nutzen will, hat meist Kinder oder Enkel, die ihm zeigen, wie das geht. Und umgekehrt haben die Vertreter der „Old School“ häufig noch den einen oder anderen Trick auf Lager, den die Youngster selbst bei ausgiebigem Surfen im Internet nicht entdeckt hätten. Eine Win-Win-Situation, die dabei helfen kann, besser und zufriedener alt zu werden.

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