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Abrechnung

Vorgehen bei Fatigue

Ausschlussdiagnostik ganz wichtig

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

Das Leben von Betroffenen mit Fatigue, auch Fatigue-Syndrom genannt, wird nachhaltig durch das Gefühl von anhaltender Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit beeinträchtigt. Im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Meinung lässt sich dieses Syndrom auch durch viel Schlaf nicht beseitigen.

Fatigue kann auch eine Begleiterscheinung chronischer Erkrankungen sein. Hier sind vor allem Krebserkrankungen, Rheuma und AIDS zu nennen. Das Syndrom kann aber auch als Folge außergewöhnlicher Belastungen, wie zum Beispiel bei einer Chemotherapie, auftreten. Zu unterscheiden sind somit drei Formen der Fatigue.


Häufigkeit und Symptome

Die Häufigkeit der Fatigue nimmt mit dem Alter zu, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Typisch für das Fatigue-Syndrom ist das unüberwindliche und anhaltende Gefühl von körperlicher und/oder geistiger Erschöpfung. Diese Erschöpfung ist ungewöhnlich heftig und nicht zu verwechseln mit dem, was umgangssprachlich üblicherweise als Erschöpfung angesehen wird. Beim Fatigue-Syndrom sind schon geringfügige körperliche Aktivitäten wie beispielsweise Körperpflege oder Zähneputzen, das Wegräumen von Geschirr, telefonieren, oder auch die Zeitung lesen für die Betroffenen kaum zu leisten. Ein relativ sicheres Merkmal der Fatigue ist die Tatsache, dass sich die Erschöpfung weder durch Ruhephasen noch durch ausreichend Schlaf beseitigen lässt. Müdigkeit und Erschöpfung, die am Abend vorhanden sind, ändern sich durch den Nachtschlaf nicht. Betroffene erwachen morgens genauso erschöpft und müde, wie sie abends zu Bett gegangen sind. In der Folge dieses Erschöpfungssyndroms ziehen sich die Betroffenen oft zurück. Selbst berufliche Aktivitäten werden zunehmend eingeschränkt, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit nehmen ab und die Fehlerquote nimmt zu.

Ursache, Entstehung und auslösende Faktoren der Fatigue sind nur teilweise bekannt. So kann beispielsweise ein chronischer Sauerstoffmangel bei Anämie unter anderem zu Leistungsabfall und Müdigkeit führen. Gerade als Begleiterscheinung chronischer Erkrankungen ist deren Ursache in den meisten Fällen noch unklar. Hier wird von Experten davon ausgegangen, dass es keinen einzelnen Auslöser für die anhaltende Erschöpfung gibt, sondern dass vielmehr mehrere Faktoren zur Fatigue beitragen, diese somit als multifaktorielles Geschehen anzusehen ist.

Als mögliche Ursache gelten unter anderem:

• Veränderungen innerhalb des zentralen Nervensystems (z. B. bei M. Parkinson, Multiple Sklerose)

• Veränderungen im endokrinen System (Hormonhaushalt)

• Fehlregulationen des Immunsystems (bei Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematodes!)

• Entzündliche Prozesse (wie bei rheumatoider Arthritis)


Anamnese

Wichtig ist eine eingehende Auskunft darüber, seit wann die Erschöpfung besteht, wie ausgeprägt sie ist und wie sehr sie das Alltagsleben beeinträchtigt. Weiterhin sind Schlafverhalten, Medikamenteneinnahme, Alkoholkonsum, Koffein, Nikotin sowie Drogenkonsum zu eruieren. Stressfaktoren und berufliche Situation sind weitere wichtige Faktoren.


DER FALL: Empfindungsstörungen bei ständiger Müdigkeit

Patient, 52 Jahre, in der Verwaltung eines großen Unternehmens tätig, stellt sich wegen verschiedener Empfindungsstörungen und einem schlechten Schlaf, verbunden mit einer auffallenden Tagesmüdigkeit vor. An Vorerkrankungen besteht seit drei Jahren ein M. Parkinson. Die ausführliche Anamnese ergibt erste Anzeichen für das Vorliegen einer Fatigue. Somit wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, ein EKG abgeleitet und eine Laboruntersuchung durchgeführt. Im Rahmen der Diagnostik ist die Abgrenzung der Fatigue gegenüber einer Depression wichtig. Dazu gibt es eine Reihe von Verfahren, wie zum Beispiel Fragebögen oder verschiedene Skalen. In diesem Fall wird der Mini-Mental-Status-Test (MMST) verwendet. Zur dopplersonografischen Untersuchung der hirnversorgenden Gefäße wird ein gesonderter Termin vereinbart.

Zweiter Termin: Der zweite Kontakt dient der direktionalen dopplersonografischen Untersuchung der hirnversorgenden Arterien zum Ausschluss einer gefäßbedingten Ursache der Fatigue.

Befunderhebung und Gesprächstherapie

Die Untersuchungsergebnisse ergaben keinerlei Hinweise auf eine organische Ursache der Beschwerden, sodass vom Vorliegen einer Fatigue auszugehen ist. Mit dem Patienten wird das Krankheitsbild ausführlich erörtert, ebenso wie die Therapiemöglichkeiten. Hier kommen für den Patienten vor allem tägliche Spaziergänge und Ausflüge mit dem Fahrrad sowie die Teilnahme an geselligen Veranstaltungen infrage. Zusätzlich werden mit dem Patienten weitere Termine zu einer Gesprächstherapie vereinbart.

Die weiteren Kontakte dienen der Führung des Patienten mittels Gesprächstherapie.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

Bildnachweis: privat

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