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Dermatologie

Allergologie

Chronisch spontane Urtikaria

Angelika Bauer-Delto

26.5.2022

Die chronisch spontane Urtikaria (csU) bedeutet eine therapeutische Herausforderung. Bei Antihistaminika-Resistenz stellt Omalizumab eine evidenzbasierte Option dar. Auch Vitamin D kann einen Zusatznutzen haben. Welche praktischen Aspekte sind bei der Therapie der Urtikaria zu beachten?

Eine zugelassene und etablierte Therapie für die chronisch spontane Urtikaria (csU), die auf Anti­histaminika nicht ausreichend anspricht, sei Omali­zumab, berichtete Prof. Dr. med. Randolf Brehler von der Klinik für Hautkrankheiten des Universitätsklinikums Münster. Die Therapie mit dem Anti-IgE-Antikörper wirft jedoch immer wieder praktische Fragen auf. Antworten gibt eine aktuelle Leitlinie der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) [1].

Für die Wirksamkeit der Behandlung der Antihistaminika-resistenten csU mit Omalizumab liegt eine hohe Evidenz vor; das Sicherheitsprofil ist sehr gut. Besonders bei Patienten mit hohem Gesamt-IgE ist eine gute Wirksamkeit anzunehmen. Die Wirkung sollte nach vier bis sechs Monaten beurteilt werden.

Die Therapie mit Omalizumab erfolgt in einer Dosierung von 300 mg alle vier Wochen. Aufgrund eines – wenn auch geringen – Risikos für Anaphylaxien sollte im Anschluss an die ersten drei Gaben eine 30-minütige Überwachung erfolgen. Nach Aufklärung über eine eventuell erforderliche Behandlung anaphylaktischer Reaktionen können ab der vierten Dosis Eigeninjektionen erfolgen.

Es gibt keine Sicherheitssignale von Omalizumab, die für ein erhöhtes Risiko für bakterielle, virale oder mykotische Infektionen sprechen. Auch wenn solche Infektionen akut vorlägen, sei der Leitlinie zufolge keine Unterbrechung der Therapie nötig, erklärte Brehler. Bei Impfungen sind ebenfalls keine besonderen Risiken bekannt. Die Leitlinie empfiehlt einen Abstand von sieben Tagen zwischen Impfung und Omalizumab-Gabe.

Derzeit werden weiterer Medikamente für die Behandlung der chronisch spontanen Urtikaria geprüft:

  • die Anti-IgE-Antikörper Ligelizumab und Quilizumab,
  • Dupilumab, das mit Interleukin(IL)-4 und IL-13 zentrale Zytokine der Th2-Immunantwort blockiert,
  • der Anti-IL-5-Antikörper Benralizumab,
  • der Anti-Siglec-8-Antikörper Lirentelimab,
  • der Anti-C5aR-Antikörper Avdoralimab
  • sowie der Anti-TSLP-Antikörper Tezepelumab.

Biologika in der Schwangerschaft?

Medikamente haben in der Regel keine Zulassung für die Behandlung der Urtikaria in der Schwangerschaft. Ohne Risiko für das Kind könnten Antihistaminika und kurzzeitig auch orale Kortikosteroide eingesetzt werden, sagte Brehler. In einem aktuellen Positionspapier [2] der EAACI wurden Daten zur Gabe von Biologika bei atopischen Erkrankungen in der Schwangerschaft ausgewertet. Unter Omalizumab gab es im Tierversuch kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen. Daten aus der Literatur zu 188 Schwangerschaften unter Omalizumab ergaben nur ein sehr geringes Risiko für Frühgeburt, erniedrigtes Geburtsgewicht und Malformationen. Für andere Biologika liegen keine entsprechenden Daten in der Schwangerschaft vor.

Dem Portal Embryotox [3] zufolge kann Omalizumab bei Versagen anderer sicherer Alternativen unter sorgfältiger und individueller Nutzen-Risiko-Abwägung in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Wichtig sei eine adäquate Aufklärung, betonte Brehler. Nach ­Exposition während des ersten Trimenons sollten zusätzliche Ultraschalluntersuchungen des Kindes angeboten werden, auch bei längerer Therapie wird die sonografische Überwachung von Schwangerschaft und Fetus empfohlen.

Vitamin D bei Urtikaria?

Immer wieder wird diskutiert, ob die Vitamin-D-Spiegel eine Urtikaria beeinflussen. Bekannt sei, dass Vitamin D immunmodulierende Eigenschaften aufweise und bei verschiedenen inflammatorischen Erkrankungen eine Rolle spiele, berichtete Brehler.

In einer aktuellen Metaanalyse [4], in der 17 Studien ausgewertet worden waren, hatten Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria im Vergleich zur Kontrollgruppe verminderte Vitamin-D-Spiegel (Differenz von 9,35 ng/ml). Patienten mit Urtikaria wiesen häufiger eine Vitamin-D-Unterversorgung (20–30 ng/ml) oder einen Vitamin-D-Mangel (< 20 ng/ml) auf. Dabei war eine Defizienz stärker mit einer Urtikaria assoziiert. Eine Supplementierung von Vitamin D hatte insbesondere bei Patienten mit einem Mangel einen günstigen Effekt auf die Urtikaria-Symptome: Die Differenz der Urtikaria-Scores vor und nach ­Vitamin-D-Gabe betrug in randomisierten kontrollierten ­Studien −3,63. Bei Patienten mit csU sollte deshalb daran gedacht werden, die Vitamin-D-­Spiegel zu bestimmen und – falls erforderlich – zu supplementieren, empfahl Brehler. Die Effekte auf die Urtikaria seien bislang allerdings nur in kleineren Studien untersucht, größere Untersuchungen wären daher wünschenswert.

Informationen zur Sicherheit von Medikamenten in der Schwangerschaft bietet das Portal www.embryotox.de.

Agache I et al., Allergy 2021; DOI 10.1111/all.15030 (online ahead of print)
Pfaller B et al., Allergy 2021; 76: 71−89
Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie (Internet). Berlin: Charité – Universitätsmedizin. Omalizumab. https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/omalizumab/ (Stand: 13.12.2021)
Li Y et al., Int J Environ Res Public Health 2021; 18: 4911
Vortrag „Allergologie“, 15. Dermatologie-Update-Seminar, Berlin, November 2021

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