Nabiximols spielt eine wichtige Rolle als gut zu vertragendes Add-on bei der Behandlung der mittelschweren und schweren Spastik bei Multipler Sklerose und assoziierten Symptomen.
Auch mit modernen Medikamenten lässt sich bei der Autoimmunkrankheit Multipler Sklerose (MS) eine Krankheitsprogression nicht aufhalten. Dabei gehören Spastik und Schmerzen zu den häufigsten Begleitsymptomen, die nicht nur individuelle, sondern auch sozioökonomische Auswirkungen haben. Ebenso treten kognitive Störungen durch MS-typische Hirnleistungsveränderungen häufig auf. Diese äußern sich in Schwierigkeiten, Informationen schnell zu verarbeiten, vermindertem verbalem und visuell-räumlichem Kurzzeitgedächtnis, Aufmerksamkeitsproblemen sowie eingeschränktem Multitasking, erläuterte Prof. Dr. Iris-Katharina Penner (Bern).
Orale Antispastika oftmals ungenügend wirksam
Deshalb bleibt die symptomatische Therapie ein zentraler Pfeiler in der Behandlung der Multiplen Sklerose, um Krankheitssymptome zu reduzieren oder zu beseitigen, sekundäre Schäden und Funktionsstörungen zu vermeiden sowie funktionelle Einschränkungen und Lebensqualität zu verbessern. Als Spastiksymptome, an denen die Patienten am meisten leiden, nannte Prof. Dr. med. Herbert Schreiber (Ulm) Muskelsteifigkeit, eingeschränkte Mobilität, Müdigkeit, Erschöpfung, Blasenstörung und Schmerzen. Neben der Vermeidung von Triggern und Physiotherapie werden orale Antispastika eingesetzt, die jedoch oftmals nicht ausreichend wirksam sind und zudem bei dann erforderlichen höheren Dosierungen z. T. schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen können.
Der nächste pharmakotherapeutische Schritt gemäß der im Jahr 2021 aktualisierten S2k-Leitlinie „Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen“ ist eine Add-on-Behandlung mit Nabiximols-Oromukosalspray, welches standardisierte Gehalte an Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) enthält.
Signifikante Reduktionen der Symptomatiken
Wie Schreiber anhand der Ergebnisse der SAVANT-Studie zeigte, erreichten mit 77,4 % vs. 32,1 % signifikant mehr Patienten in der Nabiximols- als in der Placebogruppe eine klinisch relevante, d. h. ≥ 30%ige Verbesserung der Spastik. Zudem nahmen spastikbedingte Schmerzen unter Verum signifikant stärker ab als unter Placebo [1]. Auch weitere spastikassoziierte Beschwerden werden adressiert: Nach dem Register der Agenzia Italiana del Farmaco (AIFA) erreichten unter dem THC:CBD-Spray 43,2 % der Patienten eine Verbesserung von mindestens einem Symptom der MS-induzierten Spastik wie Krämpfe bzw. Spasmen, Blasenfunktionsstörungen, Schmerzen, Schlafstörungen, unwillkürliche Muskelkontraktionen und Stimmungsschwankungen [2]. Das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil ist günstig und laut Schreiber gibt es keine objektiven Hinweise auf einschränkende psychotrope Effekte, Missbrauch und Toleranzentwicklung. Auch eine Beeinträchtigung der Kognition sowie der Fahrtüchtigkeit [3] wurden nicht beobachtet.
[1] Markova J et al., Int J Neurosci 2018; 129: 119–128
[2] Patti F et al., Neur Sci 2020; 41: 2905–2913
[3] Freidel M et al., Acta Neurol Scand 2015; 131: 9–16
Pressegespräch „MS-Symptomatik im Blick: Welche Rolle spielen Schmerz, Kognition und Behandlung mit Sativex®?“ (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH), März 2022