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Allgemeinmedizin

Supportivtherapie in der Onkologie

Mit Sportbehandlung der Krebsbehandlung Beine machen

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

20.5.2024

Die Integration von körperlicher Aktivität in die Therapiepläne von Krebspatienten und -patientinnen hat sich als wertvolle Supportivtherapie etabliert, die sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit positiv beeinflussen kann. Dieser Beitrag fasst die aktuellen Erkenntnisse zusammen.

Der Nutzen von Bewegung, Sport und Training als Teil der supportiven Therapie bei an Krebs Erkrankten hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Evidenz der Sport- und Bewegungstherapie beschränkt sich dabei nicht nur auf ein bestimmtes Kollektiv, sondern umfasst eine Vielzahl an Entitäten sowie alle Krankheits- und Behandlungsphasen im onkologischen Versorgungskontinuum von der Prähabilitation über die Therapie bis hin zu Rehabilitation und Nachsorge sowie zunehmend auch die palliative Therapiesituation [1]. Inzwischen belegen über 700 klinische Studien die Wirksamkeit individualisierter Bewegungstherapien [2].

Physiologische Grundlagen und Wirkmechanismen

Körperliche Aktivität führt zu einer Reihe physiologischer Anpassungen, die für Krebspatientinnen und -patienten besonders vorteilhaft sein können. Dazu gehören die Verbesserung der Muskelkraft, die Steigerung der Ausdauer, die Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktion und die Reduktion von Entzündungsprozessen. Auch bezüglich der Prophylaxe von Langzeitkomplikationen bedingt durch kardio-, neuro- und knochentoxische Medikation gibt es positive Daten [3,4].

Mit regelmäßiger Bewegung können Betroffene aktiv zu einer besseren Verträglichkeit der onkologischen Therapien beitragen. Zu den berichteten Effekten gehören u. a. die Reduktion von Übelkeit und Erbrechen, die Verbesserung der Darmfunktion und die Reduktion von Schmerzen. Ein wiederkehrendes Training kann auch das Risiko von Langzeitnebenwirkungen wie Osteoporose und kardiovaskulären Erkrankungen reduzieren (Abb.) [1].

Zudem kann fortlaufende Bewegung zur Reduktion von Fatigue beitragen, einem der häufigsten und belastendsten Symptome einer Krebserkrankung [5]. Studien belegen, dass sie Angstzustände und Depressionen reduzieren, das Selbstwertgefühl steigern und zu einem besseren Schlaf beitragen kann [6]. Weitere Berichte zeigen, dass körperliche Aktivität die kognitive Funktion verbessern und zur Verringerung kognitiver Defizite beitragen kann, die als Folge der Krebstherapie auftreten können.

Einige Studien deuten darauf hin, dass körperliche Aktivität nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch mit einem längeren Überleben bei bestimmten Krebsarten assoziiert sein kann. Eine Metaanalyse von 27 Beobachtungsstudien ergab übereinstimmende Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität nach der Diagnose von Brust- und Darmkrebs mit einer Reduktion der Krebsmortalität um 34 % bzw. 28 % verbunden war [7].

Herausforderungen für die supportive Bewegungstherapie

Vor dem Hintergrund der verschiedenen Krebsentitäten und der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Krebstherapien stellen onkologische Patienten und Patientinnen eine sehr heterogene und komplexe Population dar. Bei detaillierter Betrachtung wird deutlich, dass generalisierte Bewegungsempfehlungen den individuellen Bedürfnissen der Krebserkrankten mit flukturierenden Komplikationsprofilen und oft diversen orthopädischen, kardiovaskulären und psychosozialen Komorbiditäten nicht gerecht werden [1,3]. Auf Basis der aktuellen Evidenz wird derzeit für die onkologische Sport- und Bewegungstherapie ein vielschichtiges Rahmenkonzept erarbeitet. Es berücksichtigt individuelle Besonderheiten und das Nebenwirkungsprofil. Ziel ist ein evidenzbasiertes Vorgehen in Form von nebenwirkungsorientierten Behandlungspfaden und Bewegungsempfehlungen [1]. Aktuell wird in Deutschland eine eigene S3-Leitlinie „Bewegungstherapie bei onkologischen Erkrankungen“ erstellt. Sie wurde Ende 2021 bei der AWMF angemeldet (032-058OL) und soll Ende 2024 finalisiert sein.

Die Integration von Bewegung, Sport und Training in die Krebsbehandlung bietet zahlreiche Vorteile für die Patienten und Patientinnen, darunter die Verbesserung der Lebensqualität, die Reduktion von Behandlungsnebenwirkungen und möglicherweise sogar eine Verbesserung der Überlebenschancen.

  1. Wiskemann J et al., TumorDiagn u Ther 2020; 41: 306–10
  2. Jochem C et al., Cancers 2022; 14: 1720
  3. Campbell KL et al., Medicine Science Sports Exercise 2019; 51: 2375–90
  4. Christensen JF et al., Comprehensive Physiol 2011; 9: 165–205
  5. Zoth N et al., Innere Medizin 2023; 64: 19–24
  6. Craft LL, Psychol Sport Exercise 2005; 6: 151–71
  7. Ballard-Barbash R et al., J Natl Cancer Instit 2012; 104: 815–40
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