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Onkologie

Onkologie

Entzündungszytokine und Tumorrisiko

Dr. rer. nat. Christine Reinecke

2.2.2022

Das Risiko für fünf Tumorarten ist mit zirkulierenden Entzündungsmarkern assoziiert, das zeigte eine Randomisierungsanalyse mit genetischen Markern. Kausal ist die Beziehung bei Brust, Lunge, Endometrium, Ovar und Prostata.

Eine chronische Entzündung kann Tumoren verursachen, wie epidemiologische und experimentelle Studien zeigten. Dennoch bleibt unklar, ob die Assoziationen mit spezifischen Entzündungsmarkern kausal sind oder auf einem Bias beruhen. Um das herauszufinden, führte ein Team aus internationalen Wissenschaftlern eine Mendelsche Randomisierungsanalyse  (MR) mit zwei Stichproben aus. In die genomweite Assoziationsstudie (GWAS) mit Metaanalysen von 47 zirkulierenden Zytokinen gingen bis zu 31.112 Personen aus Europa ein. Untersucht wurden Einzelnukleotid-Polymorphismen, die nahe bei ihren kodierenden Genen lokalisiert sind, sogenannte cis-wirkende regulierende Varianten. Die Primäranalyse wurde mit inverser Varianzgewichtung durchgeführt, die Annahmen der MR in Sensitivitäts- und Kollokationsanalysen evaluiert. Die korrespondierenden Keimbahn-GWAS- Übersichtsdaten für die fünf Krebsarten und deren Subtypen wurden aus den größten verfügbaren tumorspezifischen Assoziationsstudien ausgewählt. Die Fälle variierten zwischen 12.906 für Endometriumkarzinom und 133.384 für Brustkrebs.    

Mamma

Eine inverse Assoziation wurde zwischen dem Makrophagen-Migrations-Hemmungs- Faktor (MIF) und dem Gesamtrisiko für Brustkrebs festgestellt (Quotenverhältnis [OR] pro Standardabweichung = 0,88; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,83‒0,94). MIF fördert die Tumorprogression und Metastasierung.

Endometrium

Invers mit dem Risiko war der proinflammatorische Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist assoziiert (OR 0,86; 95%-KI 0,80‒0,93). Positiv mit dem Risiko war das „Monokine- induced by Interferon Gamma“ (MIG) verbunden (OR 3,73; 95%-KI 1,86‒7,47).

Bronchien

Eine inverse Assoziation wurde zwischen dem Risiko für Lungenkrebs und Interleukin-18 ermittelt (OR 0,87; 95%-KI 0,81‒0,93), welches die Tumorinitiation und Entwicklung beeinflusst. Eine positive Assoziation mit dem „Cutaneous T-cell attracting Chemokine“ (CTACK) wurde festgestellt (OR 1,51; 95%-KI 1,22‒1,87).

Ovarium

Invers mit dem Risiko war die Konzentration von Beta-Chemokin-RANTES assoziiert (OR 0,70; 95%-KI 0,57‒0,85), welches die Tumorangiogenese, Immuntoleranz und Tumorinvasion unterstützt.

Alle Assoziationen waren in den Sensitivitätsanalysen ähnlich und wurden durch Kollokationsanalysen unterstützt. Nicht statistisch unterstützt wurde die positive Assoziation zwischen dem Onkogen Alpha und Brustkrebs, die inverse Assoziation zwischen löslichem interzellulären Adhäsionsmolekül (sICAM) und Endometriumkarzinom, sowie die positiven Assoziationen zwischen dem Makrophagen-koloniestimulierenden Faktor (MCSF) sowie dem Makrophagen-inflammatorischen Protein 1a (MIP1a) und epithelialem Ovarialkarzinom.

Prostata

Ebenso wenig unterstützt wurde die positive Assoziation zwischen MIP1a und dem Gesamtrisiko für ein Prostatakarzinom (OR 1,06; 95%-KI 1,03‒1,1) sowie die inverse Assoziation zwischen dem „Vascular Endothelial Growth Factor“ und dem Risiko für das fortgeschrittene Prostatakarzinom (OR 0,86; 95%-KI 0,79‒0,93).  

Ziel für Arzneimittel und Lebensstilinterventionen

Von den elf Zytokinen, die kausal mit einem Tumor assoziiert sind, befinden sich sechs in klinischen Entwicklungsprogrammen. Davon werden vier vermarktet, jedoch nicht zur Tumortherapie. Cis-wirkende regulierende Varianten beeinflussen die Proteinexpression der benachbarten Gene. Die meisten Ziele für Arzneimittel sind Proteine, sodass die MR-Analyse mit cis-Instrumenten relevant für die Translation sein könnte. Genvarianten, die ein solches Ziel kodieren, imitieren die Wirkung, die ein Arzneimittel auf das Ziel hat, wie Studien kürzlich zeigten. Auch Lebensstiländerungen, Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und Rauchstopp sind mit veränderten Plasmakonzentrationen der Entzündungsmarker assoziiert. Möglicherweise könnten diese Veränderungen einen signifikanten Einfluss auf die Krebsentstehung ausüben, wenn sie von der gesamten Bevölkerung beherzigt würden, so der Ausblick der Forscher.

Bouras E et al., BMC Med 2022 Jan 11; 20(1): 3, DOI 10.1186/s12916-021-02193-0

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