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Allgemeinmedizin

Olfaktorische Dysfunktion

Riechvermögen erhalten ­– aber wie?

1.2.2024

Riechstörungen beeinflussen nicht nur das soziale Miteinander und die Lebensqualität, sondern bergen auch gesundheitliche Risiken bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit. Körperliche Aktivität und Riechtraining können olfaktorische, aber auch allgemeine kognitive Fähigkeiten fördern.

Riechzellen regenerieren sich kontinuierlich, weswegen das Riechvermögen bis zum Alter von etwa 60 Jahren weitgehend stabil bleibt. Die späteren Veränderungen seien dramatisch, sagte Prof. Dr. med. Antje Welge-Lüssen (Basel). Im Alter von 65 bis 80 Jahren entwickelt jeder Zweite eine Riechstörung, bei den über 80-Jährigen sind es bis zu 80 %.  

Erhöhte Sterblichkeit bei Riechstörungen

Studiendaten weisen darauf hin, dass Riechstörungen das Mortalitätsrisiko erhöhen, berichtete Welge-Lüssen. Dies bestätigen unter anderem die Daten einer Kohortenstudie, in die 2 289 Personen im Alter von 71 bis 82 Jahren eingeschlossen waren.

Während des Beobachtungszeitraums von bis zu 13 Jahren verstarben 1 211 der Teilnehmenden. Personen mit einem schlechten Riechvermögen hatten nach 10 Jahren ein um 46 % und nach 13 Jahren ein um 30 % höheres kumulatives Sterberisiko. Neurodegenerative und kardiovaskuläre Erkrankungen waren für 22 % und Gewichtsverlust für 6 % der erhöhten Sterblichkeitsrate nach 10 Jahren ­verantwortlich.

Der Zusammenhang zwischen Riechstörungen und erhöhter Sterblichkeit kann durch verschiedene ­Mechanismen erklärt werden. Dabei könnten Aus­wirkungen des eingeschränkten Riechvermögens auf die Ernährung, das Erkennen lebensbedrohlicher ­Situationen oder soziale Interaktionen eine Rolle spielen. Eine Riechstörung kann aber auch mit einer neurodegenerativen Erkrankung oder einer beschleunigten Alterung des Gehirns assoziiert sowie generell Ausdruck eines beeinträchtigten Gesundheitszustands sein. Insbesondere wenn gleichzeitig Riech- und Schmeckstörungen vorliegen, sollte an eine neurodegenerative Erkrankung gedacht werden.

Olfaktorische Fähigkeiten verbessern

Körperliche Aktivität scheint dem Nachlassen des Riechvermögens entgegenzuwirken. Eine longitudinale Observationsstudie mit 1 611 Teilnehmenden zwischen 53 und 97 Jahren ergab eine kumulative Inzidenz von Riechstörungen über einen Zeitraum von 10 Jahren von knapp 28 [1]. Sportliche Aktivitäten bereits einmal pro Woche führten zu einer ­Reduktion des Risikos für Riechstörungen, wobei sich der günstige Effekt bei häufigerem Sport verstärkte. Riechtraining könne bei älteren Menschen die olfaktorische Funktion, aber auch kognitive ­Fähigkeiten verbessern, erklärte Welge-Lüssen. In einer aktuellen Untersuchung bei 37 Betroffenen mit milden kognitiven Beeinträchtigungen führte ein 4-monatiges Riechtraining, das zweimal täglich das Riechen an verschiedenen Düften umfasste, nicht nur zu einer verbesserten Fähigkeit, Gerüche zu unterscheiden [2]. Gleichzeitig kam es durch die Stimulation des Geruchssinns zu einer Zunahme der Dicke des bilateralen Hippocampus, der eine wichtige ­Rolle für das Erinnerungsvermögen spielt.

1 Schubert CR et al., JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2013; 139: 1061–6
2 Haehner A et al., J Alzheimers Dis 2022; 88: 743–55

56. Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte „Riechen und Schmecken im Alter“, Mannheim, Oktober 2023

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