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β-Thalassämie

Keine Insertionsonkogenese durch erstes Gentherapeutikum

Betibeglogen autotemcel ist ein Gentherapeutikum aus körpereigenen, hämatopoetischen Stammzellen, in die mit einem lentiviralen Vektor funktionelle Kopien des Beta-Globin-Gens integriert wurden. Die Gentherapie dient der Behandlung von Patienten im Alter ab 12 Jahren mit transfusionsabhängiger β-Thalassämie, die keinen β0/β0Genotyp haben, für die eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZ) infrage kommt, aber kein verwandter HSZ-Spender mit passendem humanem Leukozytenantigen verfügbar ist.

Das erste Gentherapeutikum für diese Indikation wurde von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) 2019 als Advanced Therapy Medicinal Product (ATMP) in einem Rekordtempo zugelassen (150 Tage). In den USA wurde das Mittel im September 2021 zur Zulassung bei der FDA eingereicht. Wegen der Seltenheit der Erkrankung sowie der limitierten Verfügbarkeit des Arzneimittels werden nur wenige Patienten damit behandelt. Anfang 2021 kam es in Deutschland zu einem freiwilligen vorübergehenden, mittlerweile wieder aufgehobenen Vertriebsstopp wegen schwerwiegender unerwarteter Nebenwirkungen, nämlich dem Auftreten von akuten myeloischen Leukämien. Bei der EMA wurde dann das Risiko einer Insertionsonkogenese bei der Verwendung des bei Zynteglo® verwendeten lentiviralen Vektors BB305 LVV diskutiert. Nach eingehender Bewertung der eingereichten Unterlagen, in denen die unterschiedlichen Aspekte einer möglichen Insertionsonkogenese untersucht wurden, kamen die Mitglieder des Ausschusses für Risikobewertung innerhalb der Pharmakovigilanz (PRAC) und des Ausschusses für neuartige Therapien (CAT) bei der EMA zu dem Schluss, dass die entstandenen Leukämieerkrankungen nicht durch den lentiviralen Vektor ausgelöst wurden. Als wesentliche Ursachen werden das myeloablative Therapieregime sowie eine bereits bestehende Prädisposition bedingt durch die Sichelzellerkrankung angesehen, so heißt es im aktuellen „Bulletin zur Arzneimittelsicherheit“.

Müller S et al., Bulletin zur Arzneimittelsicherheit 2021 Sep; 3: 4‒9

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