Die Exposition gegenüber Umweltfaktoren kann auf physikalische oder chemische Weise das Risiko einer Krebserkrankung erhöhen. Das gilt auch für Brustkrebs und weibliche Genitalkarzinome. Von besonderem Interesse sind „endokrine Disruptoren“, die über ihre hormonartigen Wirkungen die Proliferationsprozesse estrogenresponsiver Zellen triggern. Wenn diese Substanzen besonders in vulnerablen Phasen der Individualentwicklung einwirken, etwa in der Fetalentwicklung oder in der peripuberalen Phase, können diese Entwicklungsprozesse in pathologischer Weise gesteuert werden. Chemikalien mit eindeutiger karzinogener Wirkung, wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die beispielsweise Teer und Teerprodukte kontaminieren, wirken lokal und systemisch karzinogen und begünstigen damit die Entstehung von Brust- und Genitalkarzinomen. Unter den physikalischen karzinogenen Faktoren sind extrem niederfrequente Magnetwechselfelder („extremely lowfrequency electromagnetic field“, ELF EMF) und Licht in der Nacht zu beachten. Rauchen und Alkoholkonsum setzen den Körper verschiedenen Noxen aus und gehören dadurch in der Praxis zu den wichtigsten Umweltfaktoren.
Hanf V et al., Gynäkologe 2021, 54: 273–280