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Spermidin: Verbessertes Denkvermögen, mehr Gedächtnis

Spermidin ist ein biogenes Polyamin, das wohl in allen lebenden Organismen und in allen Körperzellen vorkommt, eng mit dem Zellwachstum verbunden ist und unter anderem den zellulären „Reinigungsprozess“ der Autophagie fördert. Die Substanz verlängert das Leben von Zellen und hat positive Effekte auf den Alterungsprozess des Gehirns, wie eine multinationale Forschungsgruppe in zwei gemeinsamen Studien zeigen konnte. Sie stellten fest, dass Mäuse und Fliegen bessere kognitive Leistungen zeigen, wenn sie mit Spermidin-angereicherter Nahrung gefüttert wurden. Auch bei Menschen scheint ein höherer Spermidingehalt in der Nahrung mit verbessertem Denkvermögen und einer stärkeren Gedächtnisleistung verknüpft zu sein.
Die molekularen Mechanismen für den Rückgang kognitiver Leistungsfähigkeit im Alter sind kaum verstanden, es fehlt an klar wirksamen präventiven oder therapeutischen Konzepten. Die vorgelegten Forschungsergebnisse wecken Hoffnungen, dass zerebrale Alterungsprozesse verlangsamt werden könnten, wie es in einer Pressemitteilung der Universität Graz/Österreich heißt. Denn die Resultate der Forscher konnten zeigen, dass oral verabreichtes Spermidin bei betagten Mäusen und Fliegen zu einer verbesserten Funktionsweise der Mitochondrien im Hirn führt. Bereits in vorangegangenen Arbeiten wurde deutlich, dass Spermidin-gefütterte Fliegen ein besseres Gedächtnis im Alter haben und dass dafür die Autophagie notwendig ist. Nun wird klar, dass die Verbesserung der mitochondrialen Funktion durch Spermidin ein weiterer, wesentlicher Faktor ist. Auf molekularer Ebene fördert Spermidin eine spezielle Modifikation eines zentralen Proteins der Proteinherstellung, namens eIF5A. Diese Hypusinierung ist für die Funktion von eIF5A essenziell, fördert unter anderem die Herstellung mitochondrialer Proteine, was wiederum die Funktion der Mitochondrien verbessern hilft.
Um zu überprüfen, ob sich die Ergebnisse aus dem Tiermodell auf den Menschen übertragen lassen, griff die Arbeitsgruppe auf Daten aus der prospektiven Bruneck-Studie zurück (Kiechl S et al., Gerontology, 2019). Aus über 800 Teilnehmern wurde ein Kollektiv ausgewählt, das 1995 kognitiv normal leistungsfähig war. Jene Probanden, die über die folgenden fünf Beobachtungsjahren kognitive Einbußen entwickelt hatten, wurden mittels eines etablierten neuropsychologischen Tests (CERAD, aus dem Bereich Alzheimer-Diagnostik) identifiziert. Studienteilnehmende, die 1995 mehr Spermidin aufgenommen hatten, zeigten über die folgenden fünf Jahre deutlich weniger kognitive Einbußen. Die Forscher hoffen nun auf eine Interventionsstudie, die diesen statistischen Zusammenhang bestätigt.

1 Schroeder S et al., Cell Rep. 2021 Apr 13;35(2):108985, DOI 10.1016/j.celrep.2021.108985 | PMID 33852843
2 Liang Y et al.,  Cell Rep. 2021 Apr 13;35(2):108941, DOI 10.1016/j.celrep.2021.108941 | PMID 33852845
3 Pressemitteilung Medizinische Universität Innsbruck, April 2021

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