Die Inzidenz des Pankreaskarzinoms (PaCa) steigt stetig – und bis 2030 wird er voraussichtlich die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland darstellen. Die Crux: Typische Warnzeichen wie Gelbsucht, Gewichtsverlust oder Schmerzen treten meist erst spät auf – wenn für die meisten Patientinnen und Patienten eine Heilung unwahrscheinlich ist. Wir benötigen daher dringend neue Strategien bezüglich Prävention und Früherkennung des PaCa.
Prof. Dr. med. Patrick Michl
Ärztlicher Direktor Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektionskrankheiten, Vergiftungen
Universitätsklinikum Heidelberg
patrick.michl@med.uni-heidelberg.de
Übergewicht, Rauchen, Alkoholabusus sowie Diabetes mellitus, chronische Pankreatitis und MASH erhöhen das Risiko für das PaCa. Weitere auslösende Faktoren sind zu vermuten, jedoch bislang nicht bekannt. Ebenso fehlen aktuell noch standardisierte Vorsorgeprogramme für Risikopersonen. Zur Optimierung der Identifikation von Risikokonstellationen könnte eine nationale Strategie in Analogie zur „Dekade gegen Krebs“ helfen, im Sinne einer „Dekade der Prävention“ dieser Erkrankung entgegenzusteuern. Dazu sollten z. B. multizentrische Registerstudien ausgebaut und KI stärker genutzt werden, um individuelle Risikoprofile zu erstellen. Zusätzliche genetische Testungen könnten nützlich sein, um bei Vorliegen von scheinbar sporadischem PaCa nach unentdeckten genetischen Veränderungen zu suchen, die einige dieser Betroffenen aufweisen. Dann könnten Verwandte gezielt darauf untersucht und ggf. einem Überwachungsprogramm unterzogen werden.
Für solche Vorhaben braucht es jedoch entsprechende finanzielle Mittel. Vor dem Hintergrund, dass sich die Behandlungskosten für gastrointestinale Tumoren zwischen 2015 und 2020 um nahezu 50 % auf 6,7 Mrd. Euro erhöht haben, sollten Forschungsstrategien für eine gezieltere Prävention wirtschaftlich gut angelegt sein.