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Onkologie

DKFZ: Vitamin D-Lebensmittelanreicherung könnte jährlich 130.000 Krebstodesfälle in Europa verhindern

24.5.2022

Eine systematische Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D könnte mehr als 100.000 krebsbedingter Todesfälle pro Jahr in Europa verhindern, haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mithilfe statistischer Modellrechnungen analysiert. Sie fordern, dass diese Erkenntnis besser für die Krebsprävention genutzt wird.

Vitamin D-Mangel wird nicht nur mit Knochen- und Muskelerkrankungen, sondern auch mit einer erhöhten Infektanfälligkeit und zahlreichen anderen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Meta-Analysen großer randomisierter Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Vitamin D-Präparaten die Sterberate durch Krebs um circa 13% senkt, heißt es in einer Pressemitteilung des DKFZ. Die Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D kann den Vitamin D-Spiegel in ähnlicher Weise erhöhen wie die Einnahme entsprechender Präparate. In einigen wenigen Länder wie den USA, Kanada oder Finnland werden Lebensmittel bereits seit längerem mit Vitamin D angereichert.

Epidemiologen am DKFZ unter Leitung von Prof. Dr. Hermann Brenner untersuchten den möglichen Einfluss einer gezielten Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D auf die Krebssterblichkeit in Europa. Brenners Team sammelte zunächst Informationen über die Richtlinien zur Nahrungsmittelergänzung von Vitamin D aus 34 europäischen Ländern. Zudem ermittelten die Wissenschaftler aus Datenbanken die Anzahl krebsbedingter Todesfälle und die Lebenserwartung in den einzelnen Ländern. Diese Informationen verknüpften sie mit den Ergebnissen der Studien zum Einfluss der Vitamin D-Gabe auf die Krebssterberaten. Mit statistischen Methoden schätzten sie daraus die Anzahl der krebsbedingten Todesfälle, die in den Ländern mit Lebensmittelanreicherung bereits verhindert werden. Außerdem errechneten sie die Zahl der Todesfälle, die zusätzlich vermieden werden könnten, wenn alle europäischen Länder die Anreicherung von Vitamin D in Lebensmitteln praktizieren würden.

9% aller Krebstode verhinderbar?

Die Forschergruppe kam zu dem Ergebnis, dass die Vitamin D-Anreicherung aktuell etwa 27.000 Krebstodesfälle in allen betrachteten europäischen Ländern pro Jahr verhindert. „Würden alle von uns betrachteten Länder Lebensmittel mit angemessenen Mengen Vitamin D anreichern, könnten nach unseren Modellrechnungen ca. 130.000 bzw. etwa 9% aller Krebstodesfälle in Europa verhindert werden. Das entspricht einem Gewinn von fast 1,2 Millionen Lebensjahren“, so Brenner.

Die regelmäßige Gabe von Vitamin D bei Kindern ist zwischenzeitlich weltweit gängige Praxis. Sie hat die früher verbreitete Rachitis, die bekannteste Vitamin D-Mangelerkrankung, weitestgehend verschwinden lassen. Aber noch immer hat ein großer Teil der Bevölkerung, insbesondere der älteren Menschen, niedrige Vitamin D-Spiegel, die mit einem erhöhten Risiko zahlreicher anderer Erkrankungen in Verbindung stehen. „Die aktuellen Daten zur Senkung der Krebssterblichkeit zeigen das immense Potential, das eine Verbesserung der Vitamin D-Versorgung auch, aber nicht nur, für die Krebsprävention haben könnte“, erläutert Brenner. „Das sollten wir künftig besser nutzen“.

Pressemitteilung Deutsches Krebsforschungszentrum, Mai 2022
Niedermaier T et al.; Eur J Epidemiol. 2022 May 6 (DOI 10.1007/s10654-022-00867-4 | PMID 35524028).

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