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IQWiG: Feldenkrais-Verfahren mit uneinheitlichem Nutzen

27.1.2022

Die Feldenkrais-Methode ist ein bei Ärzten eher unbekanntes körpertherapeutisches Verfahren mit Anwendungen in der Reha (Beweglichkeitsstörungen) oder bei nicht medikamentöser Behandlungsunterstützung von chronischen Schmerzen.

Das Verfahren ist nicht im Heilmittelkatalog gelistet und kann deshalb innerhalb der GKV nicht verordnet werden (obwohl etliche Kassen die Kosten freiwillig ganz oder teilweise übernehmen). Rund 2.000 „Lehrer“ (practitioner) der Feldenkrais-Methode sind ‒ markenrechtlich geschützt ‒ in Deutschland gelistet. Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wurde jetzt in einem ‒ bislang noch vorläufigen ‒ HTA-Bericht geprüft, welche Evidenz hinsichtlich von Störungen der Beweglichkeit vorliegt. Es zeigte sich eine insgesamt schlechte Evidenzlage der Feldenkrais-Methode. Lediglich bei von M. Parkinson Betroffenen mit Bewegungsstörungen sowie bei Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich fanden die vom IQWiG beauftragten Experten Anhaltspunkte für einen Nutzen der Feldenkrais-Methode im Vergleich zur betreffenden Vergleichstherapie.

Mit der Feldenkrais-Methode soll durch eine bewusstere Körperwahrnehmung die Koordination von Bewegungsabläufen optimiert werden. Sie geht auf den Physiker, Neurophysiologen und Judolehrer Moshé Feldenkrais (1904‒1984) zurück. Bei der vom IQWiG beauftragten Recherche zum Nutzen der Feldenkrais-Methode konnten sechs randomisiert-kontrollierte Studien für fünf unterschiedliche Indikationen identifiziert werden. Keine dieser sechs Studien wurde in Deutschland durchgeführt, alle wiesen ein hohes Verzerrungspotenzial auf. Anhaltspunkte für einen (höheren) Nutzen konnten die Wissenschaftler nur bei zwei Indikationen ermitteln: So hatte die Feldenkrais-Methode offenbar einen höheren Nutzen gegenüber Bildungsprogrammen in Form von Vorträgen (= passive Strategie), sowohl hinsichtlich der Beweglichkeit als auch der Lebensqualität am Therapieende. Die Evidenzlage bei Betroffenen mit chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich war hingegen im Vergleich mit aktiven Strategien uneinheitlich. Gegenüber einem Training mit Übungen für die Rumpfstabilität zeigte sich in einer Studie nach fünf Wochen Therapiedauer ein höherer Nutzen der Feldenkrais-Methode hinsichtlich verbesserter Beweglichkeit und Lebensqualität.

Im Vergleich zu einer mehrmonatigen Rückenschule-Teilnahme kam es bei der Feldenkrais-Methode zu besserer Schmerzreduktion, bei gleichzeitig verringerter Lebensqualität. Unmittelbar am Ende der Therapie wurden aber keine Unterschiede in den Effekten der beiden Verfahren festgestellt. Die Studienanalyse zeigte keinen Nutzen der Feldenkrais-Methode bei anderen Indikationen oder für einen langfristigen Nutzen. Anhaltspunkte zu potenziellen Schäden gab es nicht. Weiterer Forschungsbedarf besteht, so der HTA-Bericht, hinsichtlich langfristiger Effekte der Feldenkrais-Methode, der Anwendung bei verschiedenen Indikationen und dem Vergleich mit anderen, üblicherweise in der Praxis angewendeten aktiven Vergleichstherapien, z.B. der etablierten Physiotherapie. Keiner der an der IQWiG-Analyse beteiligten Forscher war selbst als „Lehrer“ oder Therapeut für das Feldenkrais-Verfahren qualifiziert.

Pressemitteilung Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Januar 2022

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