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Epidemiologie in Deutschland

Weniger Raucher, längere Lebenserwartung

7.11.2022

Das Nord-Süd-Gefälle in der deutschen Lebenserwartung scheint tatsächlich zu einem erheblichen Teil auf regional unterschiedliche Rauchgewohnheiten zurückzuführen sein. Diesen Rückschluss ziehen Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) aus Wiesbaden aus den Daten einer Studie.

Für die Studie wurde Deutschland in fünf Regionen geteilt. „Als sich das Rauchen pandemieartig im 20. Jahrhundert in vielen Ländern ausbreitete, war der Nordwesten Deutschlands stärker betroffen als der Süden“, erläutert Dr. Pavel Grigoriev, Leiter der Forschungsgruppe Mortalität am BiB. Dies ist bis heute sichtbar. Für Gesamtdeutschland ermittelte die Studie, dass die Lebenserwartung der Männer ohne rauchbedingte Sterblichkeit um etwa 1,4 Jahre höher wäre. In Süddeutschland (Bayern und Baden-Württemberg) ist der Verlust mit einem Jahr aber fast um die Hälfte geringer als in Nordrhein-Westfalen (Region West 1), wo er mit 1,7 Jahren am höchsten ist.

Die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Ost- und Westdeutschland erklären sich dagegen nur zu einem kleineren Teil aus Unterschieden im Rauchverhalten. „Hier spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle, die sich unter anderem aus dem schwierigen Transformationsprozess mit hoher Arbeitslosigkeit nach der Wiedervereinigung erklären“, so Grigoriev. Bei den Frauen ähneln die regionalen Muster denen der Männer, wobei die Lebenserwartung der Frauen aktuell etwas weniger von den negativen Folgen des Rauchens reduziert wird. Ohne die rauchbedingte Sterblichkeit läge die Lebenserwartung in Deutschland insgesamt um 0,9 Jahre höher, mit regionalen Schwankungen zwischen 0,6 und 1,3 Jahren.

Auch geschlechtsspezifische Tendenzen

Die Ergebnisse mögen auf den ersten Blick überraschen, heißt es in einer BiB-Pressemitteilung, da häufig sozioökonomische Unterschiede zwischen den Regionen als Erklärung für regionale Unterschiede in der Lebenserwartung herangezogen werden. „Diese Erklärungen schließen sich aber nicht aus“, sagt Dr. Sebastian Klüsener, Forschungsdirektor am BiB. „Das Rauchen konzentriert sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend in sozial benachteiligten Bevölkerungsteilen. Dabei weisen wirtschaftlich schwächere Regionen tendenziell höhere Anteile an Rauchenden auf“. Hinsichtlich zukünftiger Tendenzen ist es wichtig, zu betonen, dass sich die negativen Auswirkungen bei den Männern bereits rückläufig entwickeln, während sie bei den Frauen noch weiter ansteigen. „Dies hängt damit zusammen, dass sich das Rauchen unter Frauen später ausbreitete als bei den Männern“, so Klüsener. „Für die Zukunft bereitet Sorge, dass es nach 1990 gerade in Ostdeutschland und dort besonders unter Frauen zu einem Anstieg der Rauchenden gekommen ist“.

Pressemitteilung Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), November 2022
Schaller K et al.: Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, 2020

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