Seit einiger Zeit beunruhigten Nachrichten über die schädliche Wirkung gealterter Sonnencremes die Bevölkerung. Oftmals enthalten diese als Wirkmechanismus entweder anorganische, mineralische Substanzen wie Zinkoxid oder Titanoxid oder aber sie arbeiten mit organischen UV-Filtern. Mineralischen Filtern sind kleinste Partikel beigemischt, die UV-Strahlung reflektieren. Die organischen Filter nehmen die UV-Strahlen auf und wandeln sie in Wärme und Fluoreszenzlicht um.
Einer Forschergruppe um C. A. Downs untersuchte 17 Sonnenschutzprodukte auf ihren Benzophenon-Gehalt. Bei 16 der getesteten Produkte fanden sie deutlich erhöhte Benzophenon-Konzentrationen. Es wird angenommen, dass der Stoff krebserregende und auf das Hormonsystem wirkende Eigenschaften („endokriner Disruptor“) besitzt. Er darf als UV-Filter in der Europäischen Union nur unter Beachtung eines Grenzwertes eingesetzt werden.
Ebenso problematisch kann die Verwendung des UV-Filters Octocrylen sein, da dieser sich zu Benzophenon zersetzt. „Bislang galt der Einsatz von Octocrylen als unbedenklich, sofern bei Patienten keine Photoallergie gegen Ketotifen (ein Antiallergikum) bestand. Diese Forschungen zeigen jedoch, dass der Einsatz zu überdenken ist, da das Vorhandensein von Benzophenon nicht ausgeschlossen werden kann“, erklärt Prof. Dr. med. Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena und Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). „Die Überwachungsbehörden sind aufgefordert zu überprüfen, ob in Deutschland verkaufte Octocrylen-haltige Sonnenschutzmittel bedenkliche Konzentrationen von Benzophenon enthalten.“
Der Schutz vor Hautkrebs überwiegt die Gefahr, dass schädigende Substanzen durch die Haut eindringen könnten. „Die neuen Erkenntnisse werden allerdings auch nicht verharmlost. Als dermatologische Fachgesellschaft sind wir an die Hersteller diese Produkte mit der Bitte herangetreten, die möglicherweise von Octocrylen ausgehende gesundheitliche Gefährdung zu untersuchen und Alternativen zu prüfen“, betont Prof. Dr. med. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Philipps-Universität Marburg und am Universitätsklinikum Marburg (UKGM) und Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG).
Pressemitteilung Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), Juni 2021