Prof. Dr. med. Michael von Wolff (Bern) hatte den Part zu Fertilitätserhalt, Ovar-Reserve und Fertilitätschirurgie übernommen und begann mit der Fertilitätsprotektion bei Krebspatientinnen. Er präsentierte die Ergebnisse von 2 Studien einer niederländischen und einer australischen Gruppe. Im Prinzip haben die sich folgende Frage angeschaut: Welche Erfolgschancen hat das Medical Oocyte Freezing?
Er zeigte auch Daten bezüglich der Fertilitätsprotektion in Deutschland. Der Anteil an Ovargewebe ist hier rückläufig, die Stimulationen gehen hoch, vor allem bei Frauen zwischen 26 und 35 Jahren.
Eine Studie von 2021 hatte Lebendgeburtraten bei Medical Freezing, Social Freezing und Endometriose Freezing untersucht. Pro gewonnener Eizelle sind die 3 Techniken gleichwertig, die üblichen Kurven können also auch fürs Medical Freezing verwendet werden. Die Fragestellungen der aktuellen beiden Studien war Folgende: Wie hoch ist die Abrufrate nach einem Medical Freezing? In den Niederlanden lag die Abrufrate nach 5 Jahren bei 20 %, in Australien betrug sie 10 %. Beides ist wenig und Prof. von Wolff meinte: „Deswegen bleibt es bei dem Thema Schärfung der Indikationen.“
Die Fertilisationsrate ist schlechter bei den Krebspatientinnen, 66 vs. 68 %, aber kein klinisch relevanter Unterschied. Zusammenfassend hält er fest: Die Erfolgsrate beim Medical Freezing ist nicht niedriger als beim Non-Medical Freezing. Und unter guten Bedingungen liegt die Geburtenchance ungefähr bei 40 %, wenn die Frau jünger als 35 ist; ungefähr bei 30 %, wenn sie jünger als 40 Jahre ist. „Über 40 muss man sich fragen, ergibt das eigentlich noch Sinn?“, so Prof. von Wolff weiter.
Bei Ovargewebe, das zeigen Transplantationen in dem Netzwerk Fertiprotekt, liegt sie etwa so 10 % niedriger, aber immerhin noch bei 30 %. Damit eröffnete er die Diskussion zur Therapie der ersten Wahl: Die ovarielle Stimulation mit der Kryokonservierung von Oozyten oder die Kryokonservierung von Ovargewebe? Nicht die Erfolgsrate sollte bei dieser Entscheidung im Mittelpunkt stehen. Die wichtigsten Entscheidungskriterien sind weiterhin die Faktoren Alter, Zeit bis zur Chemo und die Logistik. In der folgenden Diskussion wurden viele weitere Fragen erörtert. Bleibt es bei der Empfehlung, dass man eigentlich nur bis zu einem Alter von 40 Jahren überhaupt behandelt? Eher wohl nicht, denn die Erfolgschancen liegen bei oder unter 10 % und die Krankenkassen zahlen in Deutschland auch nicht mehr. Die Abrufzahlen sollte man generell mit Vorsicht genießen, denn oft ist unklar, ob die Patientinnen, die die Eizellen nicht abrufen, überhaupt noch am Leben sind. Andere, auch das wurde in der Diskussion klar, lösen das Kryodepot auf, weil sie die Kosten nicht mehr tragen können. Offen ist dagegen die Frage: Wie risikoreich sind ovarielle Stimulationen bei Krebspatientinnen? Bei Eizellspenden, wo es auch nur bis zur Punktion geht, beträgt die Hospitalisationsrate < 1 %. Onkologische Patientinnen sind anders zu beurteilen, aber hier macht vermutlich die Indikation den Unterschied.