Antibody–Drug Conjugates (ADCs) repräsentieren eine der dynamischsten Entwicklungen in der onkologischen Therapie der vergangenen Jahre. Sie kombinieren die Zielgerichtetheit monoklonaler Antikörper mit der zytotoxischen Wirksamkeit chemotherapeutischer Wirkstoffe und erweitern damit das therapeutische Fenster durch selektive Wirkstofffreisetzung im Tumor.
Moderne ADCs bestehen aus einem spezifischen Antikörper, einem chemisch stabilen, oft hydrophilen Linker und einer hochpotenten Nutzlast. Verbesserungen in allen 3 Komponenten – einschließlich humanisierter Antikörper, optimierter Linkerchemie und topoisomerasehemmender Payloads – führten zu höherer Stabilität, gesteigerter intratumoraler Wirkstoffkonzentration und reduzierter Off-Target-Toxizität.
In der gynäkologischen Onkologie haben ADCs in den vergangenen Jahren einen paradigmatischen Wandel eingeleitet. Ein besonderer Fokus der Session lag auf Tisotumab Vedotin, dem ersten für das rezidivierte/metastasierte Zervixkarzinom zugelassene ADC. Der gegen den Gewebefaktor (Tissue Factor, TF) gerichtete IgG1-Antikörper ist über einen Protease-spaltbaren Linker mit der Mikrotubuli-hemmenden Payload Monomethyl-Auristatin E (MMAE) verbunden. In der Phase-III-Studie innovaTV 301 zeigte sich eine signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens gegenüber Chemotherapie (median 11,5 vs. 9,5 Monate; HR 0,70; p = 0,004). Die Inzidenz therapiebedingter Nebenwirkungen war vergleichbar, okuläre Toxizitäten konnten durch ein standardisiertes Präventionsschema effektiv kontrolliert werden. Damit etabliert sich Tisotumab Vedotin als neuer Therapiestandard in der Zweitlinie nach Progress unter Checkpoint-Inhibition.
Mit Rinatabart Sesutecan, einem gegen den Folsäurerezeptor-alpha (FRα) gerichteten ADC, wurde zudem ein innovativer Vertreter der neuen Generation vorgestellt. Das Konjugat mit Exatecan als Payload zeigte in Studien zum platinresistenten Ovarial- (PROC) und Endometriumkarzinom hohe Ansprechraten von 55,6 % bzw. 50 %, bei überwiegend hämatologischen, gut kontrollierbaren Nebenwirkungen und ohne okuläre oder pulmonale Toxizitäten.
Die vorgestellten Daten unterstreichen das Potenzial von ADCs, die Therapie gynäkologischer Tumoren grundlegend zu verändern. Durch präzisere Zielstrukturen, optimierte Konjugate und Kombinationen mit Immuncheckpoint-Inhibitoren könnten ADCs künftig eine zentrale Säule in der Behandlung von Zervix-, Ovarial- und Endometriumkarzinomen darstellen.
Session „Advanced ADCs: Into the future of gyncologic malignancies“ (Veranstalter: Genmab Germany GmbH)