Prof. Dr. med. Peyman Hadji (Frankfurt/Main) begann seinen Vortrag mit der Versorgungsrealität in Deutschland. Eine europäische Querschnittstudie über 8 Länder zeigte, dass in Deutschland bei Frauen über 70 Jahren mit erhöhtem Frakturrisiko die Diagnoserate einer Osteoporose bei rund 24 % lag (d. h. eine Diagnoselücke von ca. 76 %).
Therapeutisch wurde bei diesen Risikopersonen nur bei etwa 9 % eine spezifische Behandlung eingeleitet – eine Therapielücke von etwa 91 %. Diese Daten zeigen: Trotz klarer Leitlinien und Maßnahmen wie dem im Jahr 2020 beschlossenen DMP Osteoporose durch den Gemeinsamen Bundesausschuss bleiben große Teile der betroffenen Frauen unversorgt. Als möglichen neuen Ansatz zur Prävention einer Osteoporose stellte er die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte 10-Jahres-Studie von Bolland et al. aus dem New England Journal of Medicine von 2025 vor. Hier wurden mehr als 1 000 früh-postmenopausale Frauen im Alter 50 – 60 Jahren mit T-Scores zwischen 0 und −2,5 (also nicht klassische Osteoporose, sondern Osteopenie) untersucht. Die Intervention bestand in einer einmaligen Infusion von 5 mg Zoledronat zu Studienbeginn bzw. einer weiteren Infusion nach 5 Jahren oder jeweils einem Placebo. Nach 10 Jahren zeigte sich in der Zoledronat-Zoledronat-Gruppe eine morphometrische Wirbelfrakturrate von 6,3 % gegenüber 11,1 % in der Placebo-Gruppe, was ein relatives Risiko (RR) von 0,56 bedeutet. Zudem war das Risiko für jede Fraktur und für große osteoporotische Frakturen ebenfalls signifikant reduziert (RR 0,70 bzw. 0,60). Interessanterweise war auch die Gruppe mit nur einer Infusion (Baseline) gegenüber Placebo günstig, wenn auch nicht in allen Endpunkten statistisch signifikant.
Vor dem Hintergrund der deutschen Versorgungslücke gewinnt der NEJM-Beitrag nach Hadjis Worten besondere Relevanz. Diskutiert wurde ausgiebig, dass das Verpassen einer Intervention nicht nur bei manifesten Osteoporoseerkrankungen, sondern bereits im Frühstadium (Osteopenie) langfristig gesundheits-ökonomisch und klinisch nachteilig sein kann. Gynäkologinnen und Gynäkologen können dabei helfen, Osteoporoserisiken frühzeitig zu erkennen und die Überweisung zur osteologischen Diagnostik einzuleiten. Eine Strategie mit wenigen Infusionen (wie in der NEJM-Studie) könnte die adäquate Umsetzung in der klinischen Praxis erleichtern – gerade dort, wo Adhärenz oder kontinuierliche Einnahme medikamentöser Präparate problematisch ist.
Vortrag „Osteoporose-Prävention – ein Update“