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Kongress-Ticker

VIRTUELL - MAI 2020

20. ASCO-Kongress

Dr. rer. nat. Claudia Schöllmann

12.4.2021

Urothelkarzinom: Erhaltungstherapie mit Avelumab

Die meisten Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom erreichen unter einer platinbasierten Erstlinientherapie zwar eine Krankheitskontrolle, doch wegen häufig auftretender Chemotherapie-Resistenzen sind das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS) der Patienten vergleichsweise kurz. PD-L1/PD-1-Inhibitoren sind als Standard in der Zweitlinie nach platinbasierter Therapie etabliert. In der Studie JAVELIN Bladder 100 wurde nun erstmals evaluiert, ob die Checkpoint-Inhibition als Erhaltungstherapie nach platinbasierter Induktionstherapie eine wirksame Strategie ist – also bei Patienten, die nach der Induktion noch keinen Progress erlitten haben. In der Phase-III-Studie erhielten 700 Patienten, die unter einer platinbasierten Induktionstherapie mit 4–6 Zyklen Gemcitabin plus Cis- oder Carboplatin ein Ansprechen oder eine Krankheitsstabilisierung ­erreicht hatten, nach einem therapiefreien Intervall von 4–10 Wochen randomisiert entweder Avelumab plus die beste supportive Behandlung (BSC) oder nur BSC. Primärer Studienendpunkt war eine signifikante ­OS-­Verlängerung durch die Avelumab-Erhaltung ­bei allen randomisierten Patienten sowie bei der PD-­L1-positiven Population. Wie Prof. Thomas Powles (London, UK) berichtete, erreichte die Studie JAVELIN Bladder 100 ihren primären Endpunkt. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von gut 19 Monaten war das mediane OS durch die Avelumab-Erhaltungstherapie von 14,3 auf 21,4 Monate verlängert. (HR 0,69; p < 0,001). Nach 12 Monaten lebten noch 71 % der Patienten unter Avelumab/BSC vs. 58 % unter BSC, nach 18 Monaten 61 % vs. 44 %. Alle Patienten-Subgruppen profitierten von der Behandlung, Patienten mit PD-L1-­exprimierenden Tumoren jedoch besonders gut. Innerhalb dieser Population war das mediane OS im Avelumab-Arm noch nicht erreicht und betrug 17,1 Monate im Kontroll­arm (HR 0,56; p < 0,001) (Abb.). Nach 12 Monaten waren noch 79 % der PD-­L1-positiven Patienten unter Avelumab gegenüber 60 % der Kontrolltherapie am Leben, nach 18 Monaten 70 % vs. 48 %. Bezüglich des progressionsfreien Überlebens wurde ein Median von 3,7 vs. 2,0 Monaten in der gesamten Studienpopulation (HR 0,62; p < 0,001) und von 5,7 vs. 2,1 Monaten in der PD-L1-positiven Population (HR 0,56; p < 0,001) beobachtet. Das Sicherheitsprofil von Avelumab war handhabbar und konsistent mit dem bekannten Profil der Monotherapie. Für Powles ist die Avelumab-Erhaltungstherapie bei Patienten ohne Progress nach platinbasierter Induktions-Chemotherapie ein neuer zukünftiger Standard beim fortgeschrittenen Urothelkarzinom.

Powles T et al., Abstract #LBA1

Multiples Myelom: kein Vorteil durch Carfilzomib

Bei Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom ist die initiale Therapie entscheidend für den langfristigen Therapieerfolg. Therapiestandard ist die Dreifachkombination aus Bortezomib (V), Lenali­domid (R) und niedrig dosiertem Dexamethason (d). Nun untersuchte die Phase-III-Studie ENDURANCE im direkten Vergleich eine Induktion mit dem Regime VRd gegenüber einem Regime (KRd), bei dem anstelle von Bortezomib der Proteasom-Inhibitor Carfilzomib (K) verwendet wurde. Eingeschlossen wurden 1.087 Patienten mit unbehandeltem multiplem Myelom, bei denen keine ­primäre Stammzelltransplantation geplant war. ­Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 15 Monaten wurde für das PFS kein Unterschied zwischen den beiden Studienarmen festgestellt. Im Median lebten die Patienten 34,4 unter VRd versus 34,6 Monate unter KRd progressionsfrei (HR 1,04; p = 0,742). Ein mindestens partielles Ansprechen wurde bei 84,3 % (VRd) vs. 86,7 % (KRd) der Patienten dokumentiert, ein mindestens sehr gutes partielles Ansprechen (VGPR) bei 64,7% vs. 73,8 % und ein komplettes Ansprechen bei 14,8 % vs. 18,3 % der Patienten. Im Falle der Remissionen VGPR oder besser war der Unterschied statistisch signifikant (p = 0,002). Nach drei Jahren betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit 84 % für VRd und 86 % für KRd (HR 0,98; p = 0,923). Unterschiede gab es allerdings hinsichtlich des Toxizitätsprofils: Unter VRd wurden höhere Raten an peripherer Neuropathie und unter Carfilzomib höhere Raten an kardiopulmonalen und renalen Nebenwirkungen beobachtet. Die Ergebnisse der ENDURANCE-Studie legen nahe, dass VRd Standard für die initiale Therapie beim multiplen Myelom bleibt. Das unterschiedliche Neben­wirkungsprofil von VRd und KRd kann möglicherweise die Therapieentscheidung beeinflussen.

Kumar SK et al., Abstract #LBA3

Bildnachweis: from2015 (iStockphoto); privat

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