- Anzeige -
Kongress-Ticker

Risikofaktor Rauchen

Neue Therapieoption für die Tabakentwöhnung

Doro Frangopoulos

29.7.2022

Dass Rauchen vor einer COVID-19-Erkrankung schützen könne, wie manche Studien zu Pandemiebeginn suggerierten, erwies sich als Mythos. Hingegen besteht der bekannte umgekehrte Zusammenhang: Wer raucht, schränkt seine basale Immunität ein. Das pflanzliche Alkaloid Cytisin kann die Tabakabstinenz unterstützen.

Rauchen ist der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für chronische, nicht übertragbare Erkrankungen. Die Kosten für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft durch tabakkonsumverursachte Krankheiten lagen 2018 in Deutschland bei 97 Milliarden Euro.

Bei der Tabakabhängigkeit besteht eine physische wie auch eine psychische Komponente. Die psychische Abhängigkeit erfolgt aus der Reiz-Belohnungs-Konditionierung im mesolimbischen Dopaminsystem. Bei regelmäßiger Zufuhr von Nikotin erhöht sich die Anzahl der nikotinergen Acetylcholinrezeptoren. Hierdurch entsteht wiederum ein gesteigerter Bedarf nach Nikotin. Beide Abhängigkeitskomponenten können Ansatzpunkt der medikamentösen Therapie sein. Zu den Optionen zählen die Gabe von Nikotin, Vareniclin, Bupropion und das seit Ende 2021 in Deutschland vertriebene Cytisin. Die Nikotinersatztherapie setzt bei der physischen Abhängigkeit an. Nikotin wird z. B. in Form von Pflastern oder Mundspray angeboten. Die Dosierung ist variabel, die Therapiedauer beträgt drei bis sechs Monate. Vareniclin gibt es als Filmtablette mit 0,5 bis 1 mg, der Wirkstoff wird bis auf 2 mg täglich aufdosiert. Es wirkt als partieller Agonist am ACh-Rezeptor und behandelt damit ebenfalls die physische Abhängigkeit. Aufgrund eines Rote-Hand-Briefs sind Präparate mit diesem Wirkstoff derzeit nicht verfügbar. Ansatzpunkt in der Therapie mit dem Antidepressivum Bupropion ist die psychische Abhängigkeitskomponente. Der selektive Noradrenalin/Dopamin-Reuptake-Inhibitor wird von 150 mg auf 300 mg täglich aufdosiert, Therapiedauer sind sieben bis neun Wochen. Wie genau Bupropion die Rauchabstinenz erhöht, ist bislang unbekannt.

Das pflanzliche Alkaloid Cytisin hat eine ähnliche Struktur wie Nikotin. Als partieller Agonist am nikotinergen Acetylcholinrezeptor hat es eine höhere Bindungsaffinität als Nikotin. „Cytisin verdrängt Nikotin von den Rezeptoren, wodurch die dopaminvermittelte Belohnung des Rauchens verringert wird“, so Prof. Dr. med. Rembert Koczulla (Berchtesgadener Land). Die antagonistische Wirkung ist insbesondere in den ersten vier Therapietagen relevant, wenn weiterhin geraucht werden darf. Ab Tag fünf muss der Rauchstopp erfolgen. Nun bewirkt die Cytisin-verursachte moderate Dopamin-Freisetzung eine Linderung der Entzugssymptome und ein reduziertes Verlangen nach Nikotin. Der Wirkstoff wird von 9 mg auf 1,5 mg täglich herunterdosiert, die Therapiedauer beträgt 25 Tage. In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 740 Rauchern lag der Wert der kontinuierlichen Abstinenzrate nach zwölf Monaten in der Cytisin-Gruppe signifikant höher als in der Placebo-Gruppe. Eine Netzwerk-Metaanalyse, die die Daten von über 10 000 Probanden berücksichtigte, ergab eine höhere Abstinenz-Wirksamkeit von Cytisin gegenüber den anderen genannten medikamentösen Optionen.

Vortrag „Rauchen und COVID – Ein Paradoxon?“ von Prof. Dr. med. Rembert Koczulla (Veranstalter: Aflofarm Deutschland GmbH)

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

No items found.
123-nicht-eingeloggt