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Allgemeinmedizin

Arthrose, COPD, Wunden

Hyaluronsäure mit vielseitigen Anwendungsoptionen

Nicole Hein

28.11.2023

Als kosmetischer Moisturizer und Volumengeber findet Hyaluronsäure zunehmend Verwendung. Doch auch in anderen medizinischen Bereichen hat sie sich dank ihres extremen Wasserbindungsvermögens bewährt – und erschließt sich darüber hinaus neue Einsatzfelder.

Als natürlicher, multifunktionaler Wirkstoff ist das Polysaccharid Hyaluronsäure prädestiniert für einen vielfältigen Einsatz in Medizin und Pharmazie. Die erste Generation von Hyaluronsäure-Präparaten stammte vor allem aus tierischen Quellen: Die ­Hyaluronsäure wurde aus den Kämmen von Hähnen extrahiert. Trotz Sterilfiltration, Alkoholfällung und Trocknung kann die „tierische“ Hyaluronsäure jedoch Nukleinsäuren und Proteine enthalten, die für allergische Reaktionen verantwortlich sein können. Eine Alternative sind biochemische Produktionsmethoden: Basis sind Mikroorganismen, die das Enzym Hyaluronansynthase enthalten, beispielsweise Strepto­kokken. Das bei der bakteriellen Produktion gewonnene Polymer ist identisch mit dem tierischen, aber nicht immunogen.  

Intraartikuläre Injektion bei Gonarthrose

In der Arthrosetherapie hat sich der Einsatz von Hyaluronsäure längst etabliert. So sehen die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) in einer Stellungnahme die intraartikuläre Injektion als einen wichtigen Bestandteil der konservativen Arthrosetherapie an. Und auch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) empfiehlt in der S2k-Leitlinie „Gonarthrose”: „Die intraartikuläre Hyaluronsäureinjektion kann bei Patienten eingesetzt werden, bei denen der Einsatz von NSAR kontraindiziert ist oder bei denen NSAR nicht ausreichend wirksam sind.”

Durch das Injizieren der Hyaluronsäure in den Gelenkraum soll die körpereigene Gelenkschmiere zähflüssiger werden, sodass sie ihre schmierende, schützende Funktion wieder besser erfüllt. Der Gelenkknorpel kann entlastet und der Verschleiß gemindert werden.  

Ein weiteres Einsatzgebiet ist die Verwendung als injizierbares Füllmaterial in der ästhetischen Medizin. Hier vor allem als Filler zur Faltenunterspritzung, zum Modellieren der Lippen oder zum Aufbau der Gesichtskonturen. Der Effekt der Filler auf Hyaluronsäurebasis kann je nach Präparat, und beeinflusst durch äußere Umstände, für ca. 6–9 Monate erhalten bleiben, und die Behandlung kann beliebig oft wiederholt werden.

Inhalation bei COPD

Noch relativ neu ist der Einsatz in der Pneumologie:  Eine Pilotstudie aus den USA hat gezeigt, dass durch die Inhalation von Hyaluronsäure bei einer akuten Exazerbation ihrer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD-Patienten die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus verkürzen können. Außerdem wird die Notwendigkeit und Dauer einer nicht invasiven Beatmung verringert, gleichzeitig verbessert sich die Selbstreinigungsfähigkeit der Atemwegsschleimhaut, und die Entzündungsprozesse in den Atemwegen nehmen ab. „Zwar handelt es sich nur um eine kleine Pilotstudie mit 41 Studienteilnehmern, deren Studiendesign ordentlich, wenn auch noch verbesserungsfähig ist, aber die Studienergebnisse sind signifikant und die Substanz Hyaluronsäure ist so interessant, dass sie auch in der Klinik eingesetzt werden sollte“, kommentiert Dr. med. Thomas ­Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands ­Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers. In der Lunge sorgt Hyaluronsäure für Feuchtigkeit und Elastizität, was die Atembewegungen beim Ein- und Ausatmen erleichtert, den Schutzfilm der Atemwegsschleimhaut stabilisiert und so den Gasaustausch in den Lungenbläschen unterstützt. Zugleich schafft Hyaluronsäure eine Umgebung mit antientzündlichen Eigenschaften.

Ebenfalls noch nicht so populär ist der Einsatz von Hyaluronsäure zur Wundheilung der Haut, insbesondere bei Behandlungen nicht infizierter chronischer und akuter traumatischer Wunden sowie Verbrennungen. Denn Hyalu­ronsäure trägt dazu bei, ein günstiges Umfeld für die Fibroblasten zu schaffen, die ihrerseits für das Bilden einer Granulationsgewebematrix verantwortlich sind. Es zeigen sich positive Effekte im Sinne einer Reduktion von Chroni­fizierungen, einer insgesamt geringeren Entzündung sowie besserer ästhetischer Ergebnisse.

Literatur bei der Autorin

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