- Anzeige -
Allgemeinmedizin

Expertenrunde gibt Update

Empfehlungen für das Management von Hüft- und Beckenbeschwerden

4.6.2025

Die Ursachen für Schmerzen im Bereich der Hüfte und des Beckens reichen von akuten Verletzungen über angeborene Fehlstellungen bis hin zu altersbedingten Verschleißerscheinungen. Ausschlaggebend für den Behandlungserfolg ist die frühzeitige Identifikation der Auslöser. Im Zuge des Steinbach-Talks haben Experten Empfehlungen für das Management von Hüft- und Beckenbeschwerden aktualisiert.

Beschwerden an Hüfte oder Becken können die Beweglichkeit und Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigen. In den meisten Fällen sind sie auf muskuloskelettale Ursachen zurückzuführen. Diese umfassen Verletzungen bzw. überlastungsbedingte Schäden an Muskeln oder Sehnen, Probleme im Bereich der Leiste bzw. der Symphyse wie ein Leistenbruch, Schmerzen im Bereich des Hüftgelenks und nervale Kompressions- bzw. Engpasssyndrome. „Eine ausführliche Anamnese und klinische Befunde sind maßgebend für die weitere Abklärung“, sagte Dr. med. Richard Friedrich Herzog, Senior Consultant an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Luzerner Kantonsspitals in Wolhusen (Schweiz), während des Steinbach-Talks in Frankfurt am Main. Der Steinbach-Talk ist ein jährlich stattfindendes interdisziplinäres Treffen von zwölf führenden Sportmedizinern und Physiotherapeuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Sobald eine Verdachtsdiagnose im Raum steht, ist die korrekte Bildgebung entscheidend zur Erfassung einer Pathologie“, so Herzog. Hierbei ist je nach Fall eine Ultraschall-, MRT- oder Röntgenuntersuchung angezeigt.

Der Weg zur Diagnose

Der erste Schritt bei der klinischen Untersuchung besteht darin, das Bewegungsausmaß beider Hüften einzuschätzen. Häufig lässt sich dabei eine eingeschränkte Innenrotation feststellen. Weiteren Aufschluss geben Impingement-Tests, Palpation und isometrische Anspannungstests. Sinnvoll ist darüber hinaus eine Beurteilung der Leistenkanalstrukturen (Palpation im Stehen und ggf. beim Husten/Niesen, Valsalva-Manöver). „Bei Sportlern sollte man immer auch an ein Hüft-Impingement denken“, betonte Herzog. Dieses äußert sich durch chronische Schmerzen an der Leiste, die in andere Bereiche ausstrahlen können, Schonhinken sowie selektive Bewegungseinschränkungen bei passiver Flexion und/oder bei Innenrotation der Hüfte (positiver Impingement-Test).

Knorpelschäden vorbeugen

„Während Muskel- und Sehnenprobleme meist konservativ behandelbar sind, erfordern mechanische Gelenkprobleme oft eine Operation“, erklärte Herzog. Dies gilt insbesondere für Impingement-Syndrome mit chondrolabralem Riss, die rasch fortschreiten und einen Knorpelschaden nach sich ziehen können. Auch bei einer Sportlerleiste oder einem Leistenbruch sollte die Indikation zu einer Operation geprüft werden. „Viele Ursachen können Schmerzen an der Hüfte und in der Leistenregion provozieren. Bei Belastung nehmen die Beschwerden in der Regel zu“, erläuterte Prof. Dr. med. Anja Hirschmüller, Leitende Ärztin des ALTIUS Swiss Sportmed Center Basel/Rheinfelden und der deutschen Paralympischen Mannschaft. „Häufig stecken Entwicklungsstörungen oder Sehnenläsionen in und um das Hüftgelenk dahinter, welche, wenn rechtzeitig erkannt, gut behandelt werden können. Ziel ist es, Knorpelschäden vorzubeugen und eine Chronifizierung von Überlastungsverletzungen zu verhindern.“ Besonders Erfolg versprechend sei hierbei ein multimodaler Therapieansatz, sagte Hirschmüller.

Auf konservative Behandlungsoptionen setzen

„Mit einem ganzheitlichen, individuell angepassten Therapieregime lässt sich deutlich schneller ein ‚return to sports‘ erreichen“, ergänzte Dr. med. Stefan Pecher, verantwortlicher Teamarzt der deutschen nordischen Skinationalmannschaft. Dies veranschaulichte der Sportmediziner anhand einer Kasuistik eines Fußballers mit Osteitis pubis. Die Behandlung umfasste Stoßwellentherapie, Kryotherapie, Osteopathie, Physiotherapie und ein Übungsprogramm zur Kräftigung der Core stability. Die orale Medikation bestand unter anderem aus einem homöopathischen Komplexpräparat sowie Vitamin D und E.

Darüber hinaus erhielt der Patient Injektionen mit dem homöopathischen Komplexpräparat und Eigenblut (Platelet-Rich Plasma; PRP) zur Unterstützung des körpereigenen Heilungsprozesses. Aufgrund der antiinflammatorischen Wirkung empfahl Pecher außerdem eine Umstellung auf eine basische Ernährung.

Abschließend erklärte Dr. med. Ralf Doyscher, Mannschaftsarzt bei Borussia VFL 1900 Mönchengladbach, worauf es bei der Prävention von Leisten- bzw. Adduktorenschmerzen ankommt: „Das optimale Training setzt sich aus isometrischen und exzentrischen sportartspezifischen Übungen zusammen. Ziel ist die Kräftigung der Gluteal-, Abdominal- und Rumpfmuskulatur sowie des Oberkörpers.“

Hier geht´s zum Therapieschema.

Steinbach-Talk „Hüft- und Beckenbeschwerden“ (Veranstalter: Heel GmbH, Baden-Baden), Frankfurt am Main, Oktober 2024

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt