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Dermatologie

Durchblutungsstörungen

Warnsignale der Haut bei Gefäßschäden

Nicole Hein

27.5.2025

Rote, bronzefarbene oder schwarze Hautverfärbungen können auf Gefäßschäden hinweisen. Wann das der Fall ist und wie sich Durchblutungsstörungen erkennen lassen, erklärt Dr. med. Thomas Karl, Leiter der Kommission Hygiene, Wunde und septische Gefäßchirurgie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin.

Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass Gefäßschäden die Ursache von Hautveränderungen sind?

Da ist zunächst das Alter: Patienten und Patientinnen mit Gefäßschäden sind im Regelfall über 50 Jahre alt. Bei jungen Menschen sind Verfärbungen, die auf Durchblutungsstörungen hindeuten, die Ausnahme. Außerdem weist die Anamnese im Regelfall Vorerkrankungen wie Nikotinabusus, Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen oder vorausgegangene Gefäßeingriffe auf.

Richtungsweisend, dass es sich nicht um ein dermatologisches Problem handelt, ist auch die Lokalisation. Denn Gefäßschäden sind meistens an den Extremitäten verortet und nicht am Körperstamm.

Das Blue-toe-Syndrom gilt als Alarm­zeichen. Warum?

Das Syndrom wird durch eine arterio-arterielle Mikroembolisation von Thromben und/oder Cholesterinkristallen verursacht. Es kann eine dringend behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegen, wie  Herzinsuffizienz, Venenthrombose oder Durchblutungsstörung der Arterien. Unbehandelt kann das Blue-toe-Syndrom zu einer schweren akralen Ischämie mit Nekrose führen. Bei frühzeitigem Erkennen und rascher Therapie ist eine komplette Rückbildung der Symptomatik im Laufe mehrerer Wochen bis Monate möglich. Wird ein Fuß leichenblass, begleitet von Gefühls- und Beweglichkeitsstörungen, kann eine kritische Durchblutungsstörung vorliegen. Die klinischen Zeichen, die auf einen akuten Arterienverschluss einer Extremität hinweisen, sind die 6-P-Symptome nach Pratt: Schmerz, Blässe, Pulsverlust, Bewegungsunfähigkeit, Sensibilitätsstörung und Schock. Hier sollte sofort die Einweisung in eine Gefäßchirurgie erfolgen. Falls die Gefäße nicht durchgängig gemacht werden, droht eine Amputation.

Worauf deuten bronzefarbene Flecken am Unterschenkel hin?

Sie deuten auf eine chronisch-venöse Insuffizienz hin. Die Venenklappen schließen nicht mehr richtig, ­weswegen sich das Blut in den Beinen staut. Der entstehende Druck lässt Hämoglobin ins Gewebe austreten, wodurch sich die Haut bräunlich verfärbt. Meist bestehen bereits Krampfadern. Ebenso ­können Geschwüre vorhanden sein. Nicht selten sind die bronzefarbenen Flecken beidseitig zu ­beobachten.

Schwarze Hautstellen können ein malignes Melanom sein, aber auch Nekrosen. Wann sollte man eher an ­Nekrosen denken?

Es kann durchaus schwierig sein, beides voneinander abzugrenzen. Grundsätzlich kann man sagen, dass Nekrosen Schmerzen im Bereich der betroffenen Hautstelle verursachen. Auch geht dem Entstehen von Nekrosen in der Regel eine Vorgeschichte vorweg. So berichten einige Betroffene beispielsweise auf Nachfrage, dass sie unter der Schaufensterkrankheit leiden.

Wenn die periphere arterielle Verschlusskrankheit fortschreitet und die Durchblutung weiter abnimmt, stirbt langfristig das Gewebe ab. Erfolgt in diesem Stadium keine schnelle und umfassende Behandlung, kann eine Infektion bis zur Sepsis führen. Außerdem besteht Amputationsgefahr.

Bei schwarzen Hautstellen ist also immer ein schnelles Handeln ­notwendig. Ist das auch beim Tricolore-­Phänomen der Fall?

Mit dem sogenannten Tricolore-Phänomen, den Farben Weiß, Blau und Rot an Fingern und Hand, zeigt sich das Raynaud-Syndrom, das in das primäre und sekundäre Raynaud-Syndrom unterschieden wird. Ersteres betrifft überwiegend Frauen und tritt schon in jüngeren Jahren auf.

Der anfallsartige Farbwechsel wird oft bei Kälte oder emotionaler Belastung getriggert und verläuft ­triphasisch: Blässe, gefolgt von Zyanose und nach dem Aufwärmen dann das Erythem aufgrund einer reaktiven Hyperämie. Im Normalfall hat das ­primäre Raynaud-Syndrom keinen Krankheitswert. Die Therapie besteht dann darin, Auslöser, wie etwa die Kälteexposition, zu meiden. Das sekundäre ­Raynaud-Syndrom tritt deutlich seltener auf. Hier liegt immer eine andere Grunderkrankung vor. Dazu gehören Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, aber auch Kollagenosen oder Vaskulitiden. In diesem Fall ist eine Behandlung erforderlich, da es je nach zugrunde liegender Erkrankung beispielsweise zur schmerzhaften Zehengangrän kommen kann oder schmerzhafte und infizierte Ulzera der Fingerspitzen auftreten können.

Wohin sollte die Überweisung erfolgen, wenn eine der genannten Erkrankungen vorliegt?

Zu Gefäßchirurgen oder Angiologen, von denen es aber wenige in Deutschland gibt. Farbliche Hautveränderungen sind meistens die Vorstufe von chronischen Wunden, weshalb eine frühzeitige kausale Behandlung wichtig ist. Bei unklaren Befunden sollte spätestens nach sechs Wochen eine Überweisung erfolgen, wenn sich trotz adäquater Lokaltherapie keine Heilungstendenzen gezeigt haben. Wenn ­Gefahr in Verzug ist, wie bei Leichenblässe oder dem Blue-toe-Syndrom, natürlich umgehend.

Zur Klärung, ob tatsächlich eine Durchblutungsstörung vorliegt, dienen Anamnese, klinische Untersuchung und apparative Diagnostik wie Ultraschall, Kernspin- oder Computertomografie. Mit einem Stent, einem Bypass oder einer Ausschälplastik kann danach die arterielle Durchblutung wieder verbessert werden. Bei Krampfadern kommen Operation, Verödung oder Laser infrage.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Im Gespräch

Dr. med. Thomas Karl
Direktor des Zentrums für Gefäß- und Endovascularchirurgie der SLK Kliniken
Süddeutsches Shuntzentrum des Klinikums am Plattenwald

Bildnachweis: privat

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