- Anzeige -
Gynäkologie

Unerfüllter Kinderwunsch

Die Väter nicht vergessen!

Dr. Darja Wagner

30.8.2023

Immer häufiger liegt unerfüllter Kinderwunsch an den Männern. Studien belegen nicht nur den allgemeinen Rückgang der Samenqualität, sondern auch den Erfolg von Lebensstil-Interventionen.

Als Forscher vor fünf Jahren zum ersten Mal ­publizierten, dass die Samenqualität in den westlichen Ländern (und wie sich später herausstellte, auch in China und Afrika) seit den vergangenen Jahrzehnten tendenziell sinkt und wir nicht wissen warum, war es erst einmal eine große Überraschung [1-3]. Eine Metaanalyse von 2023, basierend auf 288 Studien aus 53 Ländern, bei denen insgesamt 57 000 Männer untersucht wurden, konnte bestätigen, dass in den vergangenen 50 Jahren ein signifikanter Rückgang der Spermienzahl im zweistelligen Prozentbereich zu beobachten ist [4].

Lifestyle und männliche Fruchtbarkeit

Offensichtlich zählen zu den Hauptübeltätern Lifestyle-Gewohnheiten wie Zigarettenrauchen, Alkohol­konsum, ungesunde Ernährung und fortgeschrittenes Alter des Vaters [5]. Auch andere Faktoren wie ­Hodenhitzestress, Pestizide, Herbizide und die ­Belastung durch elektromagnetische Strahlung durch die Nutzung von Mobiltelefonen können nicht mehr ignoriert werden. In einer brasilianischen ­Studie [6] wurden 93 Männer mit Subfertilität und multiplen fehlgeschlagenen IVF/ICSI Versuchen ­detailliert nach ihren Lifestyle-Gewohnheiten ­befragt. Die Samenanalyse wurde gemäß WHO Spermien-DNA-Fragmentierung (SDF) bestimmt. Alle subfertilen Männer (DNA-Fragmentierungsindex 15–30 %) durchliefen ein Interventionsprogramm, das auf Diät und Bewegung basierte und eine ­antioxidative Therapie, die als erstes aus einer täglichen Zufuhr von 100 mg Coenzym Q10 bestand. Es ist aus der zellbiologischen Forschung bekannt, dass CoQ10 die Motilität von Spermien verbessern kann. Besonders gut durch wissenschaftliche Daten belegt ist das Q10-Prüfpräparat aus den Q-Symbio-Herz-Studien [7-9]. Ferner bekamen die Probanden noch 1 g Omega 3 täglich ­sowie eine Multivitamintablette. Nach drei Monaten kam es zu einer signifikanten Abnahme des Defragmentierungsindexes von 25 auf 18 % (die Verbesserung betrug im Mittelwert 7,2 % im Vergleich zu 0,42 % bei der Kontrollgruppe).

Die „waiting time to woman’s pregnancy“ betrug bei den Männern mit hohem Defragmentierungsindex (SDF) im Durchschnitt 4 –12 Monate im Unterschied zu den Männern mit einem geringen SDF, die es meist in weniger als vier Monaten schafften, ihre Partnerin zu schwängern. Solche Lifestyle-Interventionen sind leicht durchführbar und für Paare mit Kinderwunsch eine empfehlenswerte Option.

Ein weiteres wichtiges Thema ist das gestiegene Alter der Väter. Das Risiko bei einem Mann, ein ­autistisches Kind zu zeugen, wächst ab dem 50. ­Lebensjahr von zuvor 6 von 10 000 auf 5 von 1 000. Also, von den Kindern der Väter über 50 erkrankten im Durchschnitt 1 von 200 an einer Form vom ­Autismus. Zusammenhänge mit bipolaren und ein paar weiteren psychiatrischen Störungen werden zurzeit erforscht [10].

Samenqualität als Signalzeichen

Auch wenn es bei Spermiogrammen erhebliche ­individuelle Abweichungen gibt, gilt die Samenqualität des Mannes seit Urzeiten als Signalzeichen seiner Gesundheit und Vitalität. Ein klassisches ­Beispiel dafür ist, dass unfruchtbare Männer ein höheres Risiko haben, ein Hodenkarzinom zu entwickeln. Eine gemeinsame Ätiologie zwischen gestörter Samenproduktion und Hodenkarzinogenese liegt nahe, aber die männliche Unfruchtbarkeit wird auch mit anderen Krebsarten in Verbindung gebracht [11]. Daher kann eine rechtzeitige Samenanalyse neben der Erfüllung des Kinderwunsches dazu beitragen, schwerwiegende medizinische ­Probleme zu erkennen.

Die Autorin

Dr. Darja Wagner
Biologin und Autorin vom Kinderwunsch Blog-Magazin www.paleo-mama.de. Sie hilft Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, ihren Körper optimal auf die Schwangerschaft vor­zubereiten.

1 Levine H et al., Hum Reprod Update 2017; 23: 646–59
2 Barratt CLR et al., Hum Reprod 2018; 33: 541–45
3 Lv MQ et al., Hum Reprod 2021; 36: 1751–75
4 Levine H et al., Hum Reprod Update 2023; 29: 157–76
5 Durairajanayagam D, Arab J Urol 2018; 16: 10–20
6 Humaidan P et al., Int Braz J Urol 2022; 48: 131–56
7 Balercia G et al., Fertil Steril 2009; 91: 1785–92
8 Mortensen AL et al., Cardiol J 2019; 26: 147–56
9 Opstad TB et al., Antioxidants 2023; 12: 759
10 Weiser M et al., Schizophr Bull 2008; 34: 1042–6
11 Salonia A et al., Eur Urol 2009; 56: 1025–31

Bildnachweis: privat

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt