Milben und ihre Symbionten scheinen die Entzündung bei einer Rosazea zu triggern. Welche Rolle aber spielt das Darm-Mikrobiom? Eine Übersicht.
Die Rosazea ist eine komplexe Hauterkrankung mit erhöhter Entzündungsaktivität. Charakteristisch sind Erythem, Teleangiektasien, Papeln, Pusteln, Phyma und Ödem. Die Betroffenen, meist im Alter zwischen 40 und 60 Jahren, berichten über Schmerzen, Stechen und Brennen.
Bei der Entstehung und Verschlimmerung spielen die Mikrobiota der Haut eine wichtige Rolle. Mit einer Rosazea assoziiert sind Demodex folliculorum mites, Helicobacter pylori, Staphylococcus epidermidis, Chlamydia pneumoniae sowie Bacillus oleronius. Dagegen wird die gesunde Haut von drei Stämmen geprägt: Corynebakterien, Propionibakterien und Staphylokokken. Die schützende Barriere ist zudem abhängig von pH-Wert, Temperatur, Fettzusammensetzung und Feuchtigkeit. Dagegen stören Stress, Umweltfaktoren, Alter, Antibiotika und möglicherweise das Mikrobiom des Darms die Balance.
Bei der Rosazea kommt es zu einer Dysregulation des neurovaskulären und immunologischen Systems, außerdem wird vermehrt antimikrobiell wirksames Cathelicidin produziert. Bei Rosazea-Patienten sind zwei spezielle Mustererkennungs-Rezeptoren auf der Haut hochreguliert. Diese werden durch Demodex-Milben aktiviert, was die Entzündung weiter triggert. Dazu induzieren die Antigene des Milben-Symbionten Bacillus oleronius die Proliferation von peripheren mononukleären Zellen. Cutibacterium acnes hat bei der Rosazea keine Relevanz.
Rosazea-Patienten haben oft systemische Komorbiditäten, die den Gastrointestinaltrakt betreffen. Der Darm beeinflusst wiederum die Homöostase der Haut, sei es durch Löcher in der intestinalen Barriere, durch Modulation der systemischen Immunität oder durch Bildung kurzkettiger Fettsäuren. Über das Darm-Mikrobiom können daher auch orale Probiotika positiv auf die Rosazea wirken, wie in einer randomisierten, kontrollierten Studie gezeigt wurde. Patienten mit papulopustularem Exanthem, 36% davon mit Rosazea, erhielten ein orales Probiotikum (Escherichia coli Nissle 1917) zusätzlich zu einer topischen Standardtherapie. Bei 98% zeigte sich eine signifikante Verbesserung oder komplette Heilung, dazu verbesserte sich der IgA-Spiegel, während Interleukin-8 bei ihnen im Vergleich zu den Teilnehmern, die nur die Standardtherapie erhielten, abnahm (p < 0,01) [2].
Stichwort Darm-Gehirn-Haut-Achse: Emotionaler Stress verschlimmert eine Rosazea, sodass das Gehirn beim Crosstalk der beiden Mikrobiota ebenso eine Rolle spielt wie bei der Akne [2]. Schließlich wird die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota natürlich auch durch die Ernährung beeinflusst, sodass eine Ernährungsberatung bei Rosazea-Patienten sinnvoll sein könnte [1].
1) Kim HS, Microbiota in Rosacea. Am J Clin Dermatol 2020; 21(Suppl 1): 25–35; doi: 10.1007/s40257-020-00546-8
2) Manzhalii E et al., Intestinal-borne dermatoses significantly improved by oral application of Escherichia coli Nissle 1917. World J Gastroenterol 2016; 22: 5415–5421; doi: 10.3748/wjg.v22.i23.5415