- Anzeige -
Sonderredaktion

Seltene Erkrankung

Cushing-Syndrom: schwere Erkrankung mit unspezifischen Symptomen

12.4.2024

Das Cushing-Syndrom ist durch eine chronische Überexposition des Körpers gegenüber hohen Cortisolspiegeln charakterisiert. Für die Praxis ist es wichtig, die spezifischen Symptome des Cushing-Syndroms zu erkennen, um eine frühzeitige Überweisung an die Endokrinologie zu ermöglichen.

Das Cushing-Syndrom ist eine sehr seltene Stoffwechselerkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann. Die häufigste Ursache ist die Einnahme von exogenen Glukokortikoiden, die oral, inhalativ, als ­Injektion oder topisch in Cremes und Salben verabreicht werden. Ein endogenes Cushing-Syndrom entsteht durch eine Hypersekretion von Cortisol. Entweder ACTH-unabhängig durch adrenalen Tumor oder ACTH-abhängig wie beim ektopischen Cushing oder Morbus Cushing. Morbus Cushing ist für 60–70 % ­aller Fälle verantwortlich und wird durch ein Hypophysenadenom ausgelöst. Die Erkrankung tritt bei Frauen 3- bis 4-mal häufiger auf und ist mit einer ­erhöhten Morbidität und Mortalität verbunden [1].

Die anhaltende Überproduktion von Cortisol hat oft verheerende Auswirkungen auf das Leben der Patientinnen und kann sich in verschiedenen Organsystemen manifestieren. Zu den charakteristischen ­klinischen Zeichen ­gehören [1]:

  • Zentrale Adipositas: Eine Fettverteilung, vor allem in Gesicht (Mondgesicht), Nacken (Büffelnacken) und im Bereich des Abdomens.
  • Hautveränderungen: Dazu zählen dünne, brüchige Haut, die leicht zu Blutergüssen neigt, Striae rubrae (rot-violette Dehnungsstreifen), vor allem am Abdomen, und eine Neigung zu Akne und Hirsutismus.
  • Zyklusstörungen: Zyklusunregelmäßigkeiten bis hin zur Amenorrhoe können auftreten und sind häufig ein frühes Symptom bei Frauen.
  • Osteoporose: Die erhöhten Cortisolspiegel beschleunigen den Knochenabbau, was zu einem erhöhten Risiko für Frakturen führt.
  • Psychische Veränderungen: Depressionen, Angstzustände und kognitive Beeinträchtigungen können ebenso auftreten.

Darüber hinaus verursacht erhöhtes Cortisol Hyperglykämie, abnormen Proteinabbau, Immunsuppression, neurokognitive Veränderungen sowie Bluthochdruck und Hypokaliämie [2].

Ein endogenes Cushing-Syndrom ist oft unterdiagnostiziert, da die Symptome sehr unspezifisch sind. Dass Patientinnen erst bis zu 4,6 Jahren nach Auftreten der Symptome diagnostiziert werden, ist deshalb keine Seltenheit. Ein Verdacht entsteht häufig erst in der Kombination der verschiedenen Symptome und sollte dann immer endokrinologisch abgeklärt werden. Ohne adäquate Behandlung kann das Cushing-Syndrom zu einer Reihe von schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, darunter [1]:

  • kardiovaskuläre Erkrankungen
  • metabolische Störungen
  • Muskel- und Skelettschwäche
  • psychiatrische und kognitive Beeinträchtigungen
  • reproduktive Störungen

Diagnostik

Die Diagnose eines Cushing-Syndroms erfordert eine sorgfältige Anamnese, körperliche Untersuchung und laborchemische Tests [3]. Zunächst sollte die Einnahme exogener Glukokortikoide ausgeschlossen werden. Bei Patientinnen mit Adipositas, metabolischem Syndrom, polyzystischem Ovarsyndrom, unkontrolliertem Diabetes und Essstörungen wie ­Anorexia nervosa kann es zu einem leichten Anstieg des Plasmacortisols kommen. Biochemische Initialtests umfassen den 1-mg-Dexamethason-Suppressionstest, die Bestimmung des freien Cortisols im 24-Stunden-Urin sowie den Mitternachtsspeichel-Cortisol-Test. Zur Diagnose des Cushing-Syndroms werden 2–3 Messungen für jede Patientin empfohlen [3].

Therapie

Als Erstlinientherapie eines endogenen Cushing-Syndroms gilt die Operation der ACTH- oder Cortisol-produzierenden Tumoren. Ist eine OP nicht möglich oder erfolgreich, kann eine medikamentöse Therapie, z. B. mit Osilodrostat, gestartet werden [1]. Osilodrostat (Isturisa®) ist zugelassen zur Behandlung des endogenen Cushing-Syndroms bei Erwachsenen [4]. In der prospektiven, multizentrischen Studie LINC 4 über 48 Wochen mit 73 Patienten und Patientinnen zwischen 18 und 75 Jahren mit bestätigtem persistierenden, ­rezidivierenden oder De-novo-­Morbus Cushing ­erreichten signifikant mehr Teilnehmende unter ­Verum ein Ansprechen als unter Placebo (primärer Endpunkt, freies Cortisol im Urin im Normbereich, in Woche 12: 77,1 % vs. 8 %, p < 0,0001) [5]. Der Cortisolspiegel blieb auf konstant niedrigem Niveau, was einen positiven Effekt auf kardiovaskuläre und metabolische Parameter hatte und zu mehr Lebensqualität führte, darunter weniger Depressionen. Die LINC-4-­Extensionsstudie untersuchte Langzeit-Wirksamkeit und Sicherheit von Osilodrostat [6]. Am Ende der Extensionsphase hatten 72,4 % der Patientinnen und Patienten einen Urin-Cortisolwert im Normbereich. Osilodrostat sorgte damit für eine langfristige Kon­trolle der Cortisolsekretion, die mit einer nachhaltigen Verbesserung der klinischen ­Anzeichen und körperlichen Manifestationen des Hypercortisolismus ­verbunden war [6].

Gynäkologinnen und Gynä­ko­logen spielen eine zentrale Rolle bei der Identifi­zierung betroffener Patientinnen, insbesondere durch das Erkennen von Symptomkombinationen und Menstruations­störungen. Eine ­schnelle Überweisung an die Endokrinologie ermöglicht eine zeitnahe Diagnostik und Thera­pie, die ­essenziell sind, um die Prognose der Patientinnen zu verbessern und ­schwerwiegende ­Komplikationen zu verhindern.

www.thisiscushing.com: Informationsportal für medizinische Fachkreise und Patient:innen, um mehr über das Cushing-Syndrom zu erfahren.

  1. Reincke M, Fleseriu M, JAMA 2023; 330: 170–8
  2. Kaiser H et al., Cortisontherapie 2002, DOI: 10.1055/b-0034-43314
  3. Vogel F et al., Internist 2022; 63: 34–42
  4. Fachinformation Isturisa®, Stand: April 2023
  5. Gadelha MR et al., J Clin Endocrinol Metab 2022; 107: e2882–e95
  6. Gadelha MR et al., Front Endocrinol 2023; 14: 1236465

Impressum
Redaktion und Konzept: Dr. rer. nat. Reinhard Merz
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der Recordati Rare Diseases Germany GmbH (Ulm)

Bildnachweis: S. Schirato, gesponsert durch Recordati Rare Diseases

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt