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Nephrologie

Kardiovaskuläre Erkrankung

Hyperkaliämie-Management bei kardio-renalen Patienten

4.10.2023

Am 16. September 2023 fand die CME-zertifizierte interdisziplinäre Veranstaltung „We for Life Network“ in Berlin statt. Im Fokus stand unter anderem das Hyperkaliämie-Management bei kardio-renalen Patienten. Experten aus den Fachbereichen Nephrologie, Kardiologie und Intensivmedizin erläuterten die Notwendigkeit einer gesteigerten interdisziplinären Awareness für zu hohe Serum-Kalium(K+)-Spiegel. Weitere Themen der hybriden Veranstaltung waren Eisenmangel, Influenza-Impfung, CKD-assoziierter Pruritus (CKD-aP) und sekundärer Hyperparathyreoidismus (sHPT).

„Es wird geschätzt, dass die chronische Nierenerkrankung (CKD) von Platz 16 (im Jahr 2016) der häufigsten Todesursachen auf Platz 5 im Jahr 2040 steigen wird“, erläuterte Dr. med. Markus Tölle (Berlin). Tatsächlich ist CKD häufig unterdiagnostiziert und Betroffene erhalten oftmals nicht die notwendige Therapie [1]. Auch bei Patienten mit Hypertonie oder Herzinsuffizienz (HI) sollte in der allgemein- oder fachärztlichen Praxis regelmäßig eine Überprüfung der Nierenfunktion erfolgen. Im Zuge dessen wird empfohlen, die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) und die Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin (UACR) zu bestimmen [2-5]. Im Verlauf der Progression einer CKD kommt es zu Elektrolytstörungen und weiteren Begleiterscheinungen wie Knochen- und Gefäßschäden [6,7]. „Aufgrund der Komplexität einer CKD sollte bei bestimmten Risikogruppen frühzeitig die erforderliche medikamentöse Therapie erfolgen, um einer raschen Progression vorzubeugen“, so Tölle. Wenn die Nierenfunktion beeinträchtigt ist, ist häufig auch das Herz involviert und mit fortschreitender CKD steigt auch die Prävalenz für Hypertonie und Herzinsuffizienz [8]. Zur Therapie der Herz- und Niereninsuffizienz werden häufig Medikamente wie Natrium-Glucose-Cotransporter-2-Inhibitoren (SGLT2i), Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAASi) inkl. Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA) eingesetzt [4,9]. Die organprotektive Medikation mit RAASi oder MRA kann allerdings den Serum-K+-Spiegel erhöhen und bei nachlassender Nierenfunktion schließlich eine Hyperkaliämie begünstigen [10].

Notfall Hyperkaliämie mit Herzrhythmusstörungen

Laut Prof. Dr. med. Dr. rer. biol. hum. Mahir Karakas (Hamburg) ist eine Hyperkaliämie eine potenziell lebensbedrohliche Elektrolytstörung, auch wenn sie häufig asymptomatisch verläuft [11] und sich teils über unspezifische Symptome äußert, die kardiale, muskuläre und nervale Funktionen betreffen können [12-14]. Eine akute Hyperkaliämie mit Herzrhythmusstörungen ist immer ein medizinischer Notfall, der laut ERC-Leitlinien mit sofortwirksamen Maßnahmen, wie der Gabe von Calciumgluconat und Insulin/Glucose, zu behandeln ist [15,16]. Um das überschüssige K+ nicht nur zügig, sondern auch langfristig aus dem Körper zu entfernen, können begleitend K+-Binder wie Patiromer eingesetzt werden [15]. Damit eine erneute Hyperkaliämie verhindert werden kann, sollten die Ursachen abgeklärt und bei Bedarf ein langfristiges K+-Management mit z.B. Patiromer fortgeführt werden [15,17]. Patiromer ist ein natriumfreier K+-Binder, der in der Natriumbilanz der Patienten neutral ist [18]. Real-World-Daten zeigten, dass bereits die Einmalgabe von Patiromer bei 82% der Patienten mit nicht lebensbedrohlicher Hyperkaliämie ausreichte, um den K+-Spiegel signifikant nach im Mittel 2,9 (+/- 1,8) Stunden zu senken [19].

„Weniger ist nicht immer mehr – Ernährung chronisch kranker Patienten“ – Dr. med. Sarah Rudolf

Die Ernährung sollte pflanzlich-basiert und hinsichtlich der K+-Bilanz ausgeglichen mit einem Ziel-K+-Wert im oberen Normbereich sein sowie der Salzkonsum reduziert werden [20,21]. Eine hohe Natriumaufnahme kann zur Entstehung von Hypertonie beitragen und gilt als wichtiger diätetischer Risikofaktor für die Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen [20]. Eine pflanzlich-basierte Diät, reich an Ballaststoffen und ausgewogen an K+, kann die CKD-Progression verlangsamen und das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten reduzieren [22,23]. Zum K+-Spiegel bei CKD-Patienten halten sich einige Mythen hartnäckig, z.B., dass das Nahrungs-K+, insbesondere der Verzehr von K+-haltigem Obst und Gemüse, eingeschränkt werden sollte. Allerdings ist die Korrelation von mit der Nahrung aufgenommenem K+ und dem Serum-K+-Spiegel gering und die Bioverfügbarkeit der Quelle sollte mitberücksichtigt werden [24,25]. „Aus diesem Grund besteht die Notwendigkeit einer ausgewogenen, hauptsächlich pflanzenbasierten, individuellen und salzarmen Ernährungsanpassung, die neben K+ und Natrium auch noch die Energie-, Protein- und Phosphatzufuhr der CKD-Patienten mitberücksichtige“, so Dr. med. Sarah Rudolf (Frankfurt am Main) [20,26].

1 National Institute for Health and Care Research: Chronic kidney disease is often undiagnosed and untreated. https://evidence.nihr.ac.uk/alert/chronic-kidney-disease-is-often-undiagnosed-and-untreated/;Stand: 29.09.2023
2 Campion CG et al., Can J Kidney Health Dis 2017; 4: 2054358117705371
3 National Kidney Foundation: ACR. https://www.kidney.org/kidneydisease/siemens_hcp_acr; Stand: 29.09.2023
4 KDIGO Diabetes Work Group, Kidney Int 2022; 102: 1‒127
5 Nationale Versorgungsleitlinie Hypertonie Version 1, 2023
6 Kjeldsen KP, Schmidt TA, Eur Heart J Suppl 2019; 21: A2‒5
7 Rodriguez M et al., Am J Physiol Renal Physiol 2005; 288: F253‒F64
8 Romero-González G et al., Nefrologia (Engl Ed) 2020; 40: 223‒36
9 Heidenreich PA et al., Circulation 2022; 145: 895‒1032. https://www.ahajournals.org/doi/full/10.1161/CIR.0000000000001063; Stand: 29.09.2023
10 Silva-Cardoso J et al., Heart Fail Rev 2021; 26: 891‒6
11 Rastegar A, Soleimani M, Postgrad Med J 2001; 77: 759‒64
12 Raebel MA, Cardiovasc Ther 2012; 30: e156‒e66
13 Hollander-Rodriguez JC, Calvert JF Jr., Am Fam Physician 2006; 73: 283‒90
14 Pohl HR et al., Met Ions Life Sci 2013; 13: 29‒47
15 Lott C et al., Resuscitation 2021; 161: 152‒219
16 Hunter RW, Bailey MA, Nephrol Dial Transplant 2019; 34: iii2‒iii11
17 Bakris GL et al., JAMA 2015, 314: 151‒61
18 Li L et al., J Cardiovasc Pharmacol Ther 2016; 21: 456‒65
19 Di Palo KE et al., JAMA Netw Open 2022; 5: e2145236
20 Kuhlmann MK et al., Nephrologe 2022; 17: 3‒10. https://link.springer.com/article/10.1007/s11560-021-00539-6; Stand: 29.09.2023
21 Ma Y et al., N Engl J Med 2022; 386: 252‒63
22 Palmer BF, Clegg DJ, Mayo Clin Proc 2016; 91: 496‒508
23 Palmer BF, Mayo Clin Proc 2020; 95: 339‒54
24 Ramos CI et al., Nephrol Dial Transplant 2021; 36: 2049‒57
25 Morris A et al., J Ren Nutr 2020; 30: 276‒85
26 Eriguchi R et al., Clin J Am Soc Nephrol 2017; 12: 1109‒17

Pressemitteilung „Kardio-renale Patient:innen interdisziplinär betrachtet“, CSL Vifor, September 2023

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