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Abrechnung

Pfeifender Atem, Husten, Atemnot

Bei Asthma ist mit Anfällen zu rechnen

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

5.2.2024

Asthma bronchiale lässt sich mit Medikamenten und unterstützenden Maßnahmen heutzutage gut behandeln. Dennoch kann es zu Verschlechterungen bzw. Asthmaanfällen mit starker Atemnot kommen. Wichtig ist dann, auch auf neue Triggerfaktoren wie allergische Komponenten zu achten bzw. diese auszuschließen.

Asthma bronchiale ist definiert als chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemweg – charakterisiert durch eine bronchiale Hyperreagibilität und eine variable Atemwegsobstruktion. Im Schnitt vergehen 3,6 Jahre vom ersten Symptom bis zur Diagnosestellung. Schwerste und gefährlichste Komplikation des Asthma bronchiale ist der akute Status asthmaticus. Da der Asthmaanfall potenziell tödlich enden kann, ist es wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und vor allem auch ernst zu nehmen.

Nicht immer entwickelt sich der bedrohliche Zustand innerhalb weniger Minuten. Ein Asthmaanfall kann sich auch mit steigender Intensität über Stunden oder Tage entwickeln. Vorsicht ist bei den Betroffenen geboten, die schon einmal einen Asthmaanfall durchlebt haben, die stark schwankende Peak-Flow-Werte aufweisen, die eine fragliche Compliance zeigen und bei denen schon früher häufigere Klinikaufenthalte aufgrund des Asthmas notwendig waren. Auslösende Faktoren stellen u. a. psychosoziale Konflikte, Stress, Allergene und Schadstoffe sowie Infektionen der Atemwege dar.

Einteilung nach Ursache

Hier stehen sich allergisches Asthma und nicht allergisches Asthma (intrinsic Asthma) gegenüber. Ersteres wird generell durch allergisierende Stoffe hervorgerufen. Nicht allergisches Asthma wird hingegen durch respiratorische Infekte, Analgetika, chemisch-irritativ oder toxisch wirkende Stoffe, durch genetische Faktoren, aber auch durch einen gastroösophagealen Reflux verursacht. Nicht zuletzt gibt es Mischformen beider Formen. Für die Erkrankung sind in Abhängigkeit von der Ursache 3 Charakteristika zu beschreiben:

  • Bronchiale Entzündung: Bezüglich der Pathogenese des Asthmas kommt der Entzündungsreaktion der Bronchialschleimhaut eine zentrale Bedeutung zu. Sie wird durch Allergene oder Infekte ausgelöst. Als Entzündungsmediatoren spielen Mastzellen, T-Lymphozyten und eosinophile Granulozyten eine entscheidende Rolle.
  • Bronchiale Hyperreaktivität: Typisch für Asthma-Erkrankte ist die unspezifische bronchiale Hyperreaktivität. Diese ist nicht nur zu Beginn eines Asthma bronchiale nachweisbar, sondern findet sich auch in dessen weiterem Verlauf. Doch Vorsicht! Ein hyperreagibles Bronchialsystem ist nicht spezifisch für das Vorliegen eines Asthma bronchiale. Im Provokationstest (Methacholin-Provokationstest) lässt sich nämlich bei etwa 15 % der erwachsenen Bevölkerung eine bronchiale Hyperreaktivität nachweisen. Es leiden jedoch nur etwa 5 % an einem manifesten Asthma bronchiale.
  • Endobronchiale Obstruktion: Diese führt zu einer Verminderung des Atemflusses. Gründe hierfür sind das entzündlich bedingte Schleimhautödem, die erhöhte Schleimproduktion und verschiedene Umbauvorgänge der Atemwegswände (Remodeling).

Einteilung nach Schweregrad

Am häufigsten wird die Einteilung nach Schweregraden der Deutschen Atemwegsliga verwendet. Danach werden 4 Stufen unterschieden:

Stufe 1: Leichtes, gelegentlich auftretendes (intermittierendes) und kurzdauerndes Asthma, am Tag maximal 1 × pro Woche, in der Nacht weniger als 2 × im Monat. Peak-Flow (PEF oder FEV1) liegt über 80 % des Sollwerts. Im Intervall: beschwerdefrei mit normaler Lungenfunktion.

Stufe 2: Leichtes, anhaltendes Asthma, öfter als 1 ×  pro Woche, aber nicht täglich auftretend. Nächtlich öfter als 2 × pro Monat. Die Beschwerden beeinträchtigen den Schlaf und schränken die Leistung ein. Peak-Flow bis 80 % des Sollwerts.

Stufe 3: Mittelschweres, persistierendes Asthma mit täglichen Beschwerden, nächtlich auch mehr als 1 × pro Woche auftretend. Peak-Flow auf 60–80 % des Sollwerts erniedrigt. Leichte Beeinträchtigung der körperlichen Aktivität.

Stufe 4: Schweres, persistierendes Asthma mit ständigen Beschwerden am Tag wie auch in der Nacht. Im Gegensatz zu den Stufen 1 bis 3 ist hier die körperliche Aktivität deutlich eingeschränkt. Peak-Flow morgens unter 60 % des Sollwerts.

Unterscheidung Asthma von COPD

Asthma beginnt meist im Kindes- oder Jugendalter und stellt in dieser Altersgruppe die häufigste chronische Erkrankung dar. Der Beginn erfolgt „plötzlich“, meist nach einer akuten Infektion der Atemwege. Im Gegensatz dazu ist die COPD eher eine Erkrankung des höheren Lebensalters, mit Beginn im vierten oder fünften Lebensjahrzehnt. In den meisten Fällen geht der COPD langjähriges Rauchen voraus. Zudem beginnt die COPD schleichend, wobei oft eine chronische Bronchitis vorausgeht. Gut zu unterscheiden sind die Erkrankungen auch anhand der Beurteilung der Atemnot. Von COPD Betroffene verspüren diese immer, wobei in der Anfangsphase die Atemnot vorwiegend bei Belastung auftritt. Asthma-Erkrankte hingegen verspüren Atemnot meist nur beim Asthmaanfall. Ein weiteres Kriterium ist der Auswurf, der bei Asthma glasklar und sehr zäh ist. Bei der COPD ist er klar bis gelblich und flüssiger. Das Symp­tom „Husten“ – meist trocken – ist bei Asthma häufig das erste Zeichen eines drohenden Asthmaanfalls. Während Asthmatikerinnen und Asthmatiker eher über einen trockenen tageszeitunabhängigen Husten klagen, müssen COPD-Patientinnen und -Patienten vorwiegend in den Vormittagsstunden viel husten, wobei der Husten sehr produktiv ist.

Der Fall
Verschlechterung der Symptome und starke Atemnot

Ein 49-jähriger Patient stellt sich wegen eines starken Hustens mit ausgeprägter Atemnot vor. Seit seinem 16. Lebensjahr ist ein gemischtförmiges Asthma bronchiale bekannt. Der Patient gibt an, dass die Symptome in diesem Jahr sehr ausgeprägt seien und auch sein Asthma habe sich aktuell verschlechtert. Er benötige viel häufiger seine Bedarfsmedikation. Der Aufenthalt im Freien, vor allem im Garten und in der Natur, würde seine Asthmasymptomatik deutlich verstärken. Heute sei es zum ersten Mal zu einer kurzfristigen, aber starken Atemnot in der Mittagspause nach einem Spaziergang am nahe gelegenen Waldrand gekommen. Haustiere (Tierhaarallergie) werden verneint, die Wohnung sei trocken (Schimmelpilzallergie), kein Teppichboden (Hausstaubmilben), keine Verschlechterung in der Nacht. Nahrungsmittelallergien seien nicht bekannt, Medikamente würden außer einem lang wirksamen Betamimetikum und einem „Asthmaspray“ als Bedarfsmedikation keine eingenommen. Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich ein leicht erniedrigter Blutdruck (RR 110/60 mmHg) mit erhöhter Herzfrequenz (92/min). Die Auskultation der Lunge ergibt ein scharfes Atemgeräusch mit einer deutlichen Spastik. Die weiteren notwendigen Schritte – Lungenfunktion, EKG sowie eine Blutentnahme zur Bestimmung der Infektparameter – werden mit dem Patienten besprochen.

Zur Soforttherapie wird eine Infusion angelegt und ein inhalatives Glukokortikoid verordnet. Das Krankheitsbild des Asthma bronchiale in Kombination mit einer allergischen Komponente wird mit dem Patienten erörtert und ein Termin zur Besprechung der Untersuchungsergebnisse sowie zur Kontrolluntersuchung vereinbart. Zum Kontrolltermin zeigt die Lungenfunktion eine deutliche Besserung. Es wird eine eingehende Erörterung durchgeführt.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

Bildnachweis: privat

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